Newsletter 09/2022

Liebe Mitglieder der sLAG, liebe Freund*innen, liebe Interessierte,

 

ein Thema treibt uns in den vergangenen Tagen besonders um: Der Antrag der sLAG beim Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“ auf die Weiterförderung des landesweiten Netzwerkes und der Service- und Beratungsstelle wurde abgelehnt. Darüber haben wir in kurzen öffentlichen Statements bereits informiert. Konkret heißt dies, dass die über drei Jahre geleistete Aufbau- und Vernetzungsarbeit und die zwei Stellen der Service- und Beratungsstelle zukünftig wegfallen. Das gefährdet die Beratung sowie den Austausch zwischen den im Netzwerk organisierten Initiativen, Vereinen und Einzelpersonen, es beendet den Kontakt zu regionalen und überregionalen Institutionen und Verbänden im Themenfeld und es reißt mit dem Wegfall von Veranstaltungen wie Vorträgen, Symposien und Fachtagen eine große Lücke in die praktische und theoretische Erinnerungsarbeit in Sachsen. Auch diesen Newsletter würden Sie, würdet ihr im November ein letztes Mal lesen, verwaisen würden Website und Social Media-Kanäle, für die Mitglieder entfielen E-Mail-Verteiler sowie der regelmäßige moderierte Austausch in den Speed-Meetings, mit denen wir den schwierigen Bedingungen für eine so umfassende Netzwerkarbeit während der Pandemie trotzten.

 

Um dem Verlust der aufgebauten Strukturen entgegenzuwirken, gilt es, verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung für die kommenden Jahre auszuloten. Dazu sind wir, die Referent*innen, die Sprecher*innen und die Vorstände des Fördervereins mit verschiedenen Entscheidungsträger*innen im Gespräch. Den Fachtag am 24.09. in Dresden haben wir auch zum Anlass genommen, Ideen für eine Weiterfinanzierung zu sammeln. All diese Initiativen aber sind nichts ohne eine Vielzahl von Menschen, die das Problem erkennen und uns bei der Lösung unterstützen.

 

Ein Netzwerk wie die sLAG lebt maßgeblich von seinen Mitgliedern sowie von Freund*innen und Interessierten, die das Netzwerk schätzen. Wir wünschen uns, dass ihr euch jetzt einbringt! Fühlt euch nachdrücklich aufgefordert, euch mit Ideen zur Rettung der Service- und Beratungsstelle und unserer Netzwerkarbeit insgesamt zu beteiligen. Ihr könnt uns z.B. durch Spendenaktionen und Gespräche mit Landtagsabgeordneten eures Wahlkreises unterstützen. Tretet mit uns dazu in Kontakt!

 

Verschiedene Krisen prägen gegenwärtig die weltweite Politik und drohen zu gesellschaftlichen Spaltungen und Verwerfungen zu führen. Ein Blick in den Newsletter verrät auch, dass Entscheidungsträger*innen marginalisierte Gruppen zu wenig im Blick haben. Auch uns, Initiativen, Vereine und Einzelpersonen im erinnerungspolitischen Feld, werden in den nächsten Monaten viele politische Fragen beschäftigen. Fühlt euch deshalb insbesondere eingeladen, das Netzwerk als Möglichkeit des Austausches – schon immer gegeben, aber gegenwärtig besonders notwendig – zu nutzen und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das ist die große Stärke eines Netzwerkes, welches es auch gemeinsam zu erhalten gilt.

 

Mit herzlichen Grüßen und einen regen Austausch bei all euren Vorhaben wünschend
Tobias Kley für den Sprecher*innenrat


 

Aus aktuellem Anlass – Spendenaufruf!

 

Die sLAG – das geschichtspolitische Netzwerk zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Sachsen braucht deine und eure Hilfe!

 

 

Unser Folgeantrag wurde nicht bewilligt und damit endet die Förderung durch das Programm „Weltoffenes Sachsen“ zum 31.12. 2022 und unsere Referent*innen werden ihre Arbeit in der Service- und Beratungsstelle einstellen müssen. Aber wir sind nicht gewillt, die erfolgreiche Arbeit der letzten drei Jahre einfach zu beenden!

 

Wir wollen weitermachen! Für eine lebendige und vielfältige Erinnerungsarbeit an vielen Orten in ganz Sachsen – mit einem Netzwerk, das nicht nur Anlaufstelle und Multiplikator ist, sondern auch konkrete Unterstützung bei Antragstellungen, Bildungsarbeit und Weiterbildung bietet. Vor allem wollen wir, dass die vielen tollen, aber oft kleinen Projekte und Initiativen in Sachsen sichtbar und hörbar bleiben!

 

Wir sind bemüht, andere Fördermöglichkeiten zu finden und auch optimistisch, dass uns das im Laufe des kommenden Jahres gelingen wird. Aber bis dahin brauchen wir Unterstützung und vor allem finanzielle Mittel, um die ersten Monate 2023 überbrücken und die professionelle Arbeit unserer beiden Referent*innen in der Service- und Beratungsstelle bezahlen zu können.

 

Was kannst du, was könnt ihr tun?

 

Du kannst direkt spenden:

 

Förderverein der sLAG
IBAN: DE03 8605 5592 1090 2278 72
BIC: WELADE8LXXX
Sparkasse Leipzig

 

oder via PayPal.

 

Ein Beispiel: Wenn alle aktuellen Mitglieder der sLAG nur 75€ spenden, können wir die Arbeit mit beiden Referent*innen einen weiteren Monat fortsetzen. Das ist natürlich nur ein Anfang.

 

Wer lieber konstant und auf Dauer einen Beitrag zur Arbeit der sLAG leisten möchte, für die/den ist vielleicht eine Fördermitgliedschaft interessant: Als Einzelperson oder mit eurem Projekt könnt ihr im Förderverein der sLAG unsere Arbeit mit einem regelmäßigen, z.B. jährlichen Beitrag unterstützen: den Antrag findet ihr auf unserer Website.

 

Das ist auch nicht das Richtige für dich oder für euch? Wie wäre es stattdessen mit einem Sammlerstück? Ihr könnt ein „Blatt der Erinnerung“ aus der Grafikedition des Fördervereins der sLAG erwerben. 2021 gestaltete Frank Hiller den mehrfarbigen Siebdruck „Seht ihr? Sie marschieren wieder“ für uns. Er erschien in einer limitierten und signierten Auflage von 25 Exemplaren im Format ca. 40 x 55 cm (Papier) auf 250 g/qm Hahnemühle-Bütten. Einige wenige Exemplare sind noch verfügbar. Eine Abbildung und mehr Infos findet ihr ebenfalls online.

 

Ihr seid selbst gerade knapp bei Kasse und ihr verfügt nicht über Einnahmen? Dann sollten wir uns umso mehr gegenseitig unterstützen und bekannt machen, wie andere uns unterstützen können.
Bringt eure Kontakte ein – zu euren lokalen Politiker*innen um auf die fehlende Unterstützung und Finanzierung aufmerksam zu machen. Zu Journalist*innen, die über unsere Erinnerungsarbeit und das Engagement berichten können oder auch zu Firmen, die gern Sponsor einer Veranstaltung oder Publikation werden möchten. Lasst uns an eurem Knowhow teilhaben! Habt ihr schon erfolgreich Spenden eingeworben, Fördermitglieder für eure Arbeit gewonnen oder ein Projekt per Crowdfunding zum Erfolg geführt? Wir brauchen euer Wissen und Unterstützung, genau jetzt!

 

Und nicht zuletzt, aber notwendiger denn je: sprecht über die sLAG und die so wichtige Vernetzung bei euren eigenen Veranstaltungen, verteilt unsere Postkarten und Flyer, stellt eine Spendenbox auf und sprecht weitere Initiativen, Projekte und Einzelkämpfer*innen an, ob sie nicht auch Mitglied in unserem Netzwerk werden möchten. Gemeinsam können wir so einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass landesweit bürgerschaftliche Strukturen gesichert und ausgebaut werden, die auch in schwierigen Zeiten für eine lebendige Erinnerungsarbeit und Demokratie einstehen.


 

Aus dem Büro

 

Der abschlägige Bescheid bezüglich einer weiteren Förderung über das Programm „Weltoffenes Sachsen“ bedroht den Fortbestand der Service- und Beratungsstelle ab dem 01.01.2023. Wie im Editorial und im Spendenaufruf oben zu lesen ist, suchen wir derzeit Mittel und Wege, eine alternative Finanzierung zu sichern. Unsere Veranstaltungsplanung für 2023 ist deshalb bis auf Weiteres ausgesetzt, was wir sehr bedauern.

 

Ein kleiner Rückblick auf einige unsere Aktivitäten im Sommer und Frühherbst neben der Arbeit an Förderanträgen und der Veranstaltungsorganisation für die kommenden Monate bis Dezember:

 

Im Juni haben wir in Kooperation mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und dem AKuBiZ das partizipative Erfassungs- und Forschungsprojekt „Unseen Places. NS-Zwangsarbeit in Sachsen“ zur Förderung durch die EVZ eingereicht. #unseenplaces vereint den Aufbau einer Datenbank, die Erfassung von Wissensbeständen, die Kartierung und ein digitales Mapping zu NS-Zwangsarbeit in Sachsen. Eine Entscheidung zum Antrag steht noch aus.

 

Am 28.06.2022 fand in Sachsenburg das 3. sachsenweite Arbeitstreffen „Dokumentation – Auskünfte – Schicksalsklärung“ der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten statt, bei dem Jonas Kühne unter der Überschrift „Vom Wissensverlust zum Wissenstransfer“ das Konzept für die Erarbeitung einer sachsenweiten Datenbank zur Sicherung, Erschließung und Erfassung von Dokumenten und Materialien zur Erforschung lokaler NS-Geschichte, die bei Initiativen, Vereinen und Einzelforscher*innen lagern, vorstellte. Die Datenbank soll neben der Bestandssicherung gemeinsames Arbeiten und überregionales Recherchieren ermöglichen. Das Pilotprojekte #unseenplaces ist unter anderem der Digitalisierung von Unterlagen zur NS-Zwangsarbeit in Sachsen sowie zur Geo-Referenzierung und -kartierung von damit verbundenen Orten gewidmet.

 

Jane Wegewitz nahm für die sLAG am XXVI. Theodor-Litt-Symposium am 14.09.2022 in Leipzig teil, wo es unter der Überschrift „Demokratie im Stresstest? Entfremdung, Protest, Partizipation – Herausforderungen für die politische Bildung“ in Inputs und Panels mit Publikumsdiskussion um die Herausforderungen sowie die Aufgaben der politischen Bildung im Zusammenhang mit einer gewandelten Partizipationskultur und der zunehmenden Skepsis der Bevölkerung gegenüber dem politischen System ging. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet, die Beiträge und Diskussionen können online noch nachgeschaut werden, u.a. Panel II mit interessanten Perspektiven auf das Thema Beteiligungsmöglichkeiten in der Demokratie.

 

Jonas Kühne nahm vom 21. bis 23.09.2022 an der Bundesweiten Gedenkstättenkonferenz in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg in Paderborn teil. Dort wurde unter anderem der Vorstand des Verbands der Gedenkstätten in Deutschland (VGDF) gewählt. Wie in den vergangenen zwei Jahren, vertritt auch dieses Mal wieder unser Referent Jonas Kühne die sLAG als Stellvertreter im Vorstand. Neben den Treffen der verschiedenen bundesweiten Arbeitsgemeinschaften beschäftigte sich die diesjährige Konferenz mit der Debatte um die Verbindung zwischen Kolonialismus und Nationalsozialismus sowie deren gemeinsames Erbe in der Gegenwart. Die Beiträge berührten nicht nur aktuelle Debattenbeiträge, sondern zeigten anhand von best practice-Beispielen wie postkoloniale Geschichte und die Bildungsarbeit zum Verbrechenskomplex NS miteinander in Verbindung gebracht werden können.

 

Wir hoffen und wünschen uns, dass es gelingt, das Fortbestehen der Service- und Beratungsstelle zu sichern und wir unsere Arbeit für das Netzwerk und eine interessierte und engagierte Öffentlichkeit fortsetzen können.

 

Es grüßen Jane Wegewitz und Jonas Kühne
sLAG-Service- und Beratungsstelle


 

Rückblick: Erinnerungspolitischer Fachtag am 24.09.2022 in Dresden

 

Als jährlich wiederkehrende Veranstaltung ist der Erinnerungspolitische Fachtag ein Ort des fachlichen Austauschs und der Vernetzung zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit. In diesem Jahr setzten wir uns mit Erinnerungsarbeit zum NS und der ostdeutschen Migrationsgesellschaft auseinander.

 

Nach vielen kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfällen bei Referent*innen und Teilnehmer*innen konnte der Fachtag in einer reduzierten Form mit ca. 35 Interessierten im Hörsaalzentrum der TU Dresden stattfinden. Gleich beide Vorträge am Vormittag fielen in der ursprünglich geplanten Form aus. Dankenswerterweise konnten wir Zeran Osman („Offener Prozess“ ASA-FF) dafür gewinnen, ihren Workshop zu einem Vortrag zur Erinnerungsarbeit aus migrantischer Perspektive am Beispiel des Gedenkens an die Opfer des NSU umzuwidmen. Ihr Vortrag zeigte neue Perspektiven und Ansätze auf, die eine lebendige Diskussion nach sich zog. Daran schloss sich die Podiumsdiskussion „Plurale Erinnerungen“ an. Moderiert von Dr. André Fleck diskutierten Prof. Dr. Stefania Maffeis (Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit, Dresden), Hannah Zimmermann (ASA-FF e.V. – Offener Prozess / Initiative Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex) und Eike Stegen (Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz) über Diversität im (ost)deutschen Erinnerungsdiskurs. Wer spricht mit wem über welche Themen? Werden alle Positionen gehört, wo sind blinde Flecken und wie kann der Diskurs pluraler gestaltet werden. Zudem ging es auch um strukturellen Probleme und Voraussetzungen, um Erinnerungsarbeit langfristig abzusichern.

 

Nach der Mittagspause konnten zwei Workshops und ein Vernetzungstreffen besucht werden. Dr. Stephanie Zloch (TU Dresden) thematisierte Akteur*innen und Quellen der ostdeutschen Migrationsgeschichte. Freya Kurek (KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen / Jugend erinnert-Projekt „Erinnerung ins Land tragen“) stellte Ansätze rassismuskritischer Gedenkstättenarbeit vor. Die Teilnehmenden am Vernetzungstreffen tauschten sich über Strategien aus, um die prekäre finanzielle Situation der sLAG zu lösen. Im abschließenden Plenum wurden die Ergebnisse der Workshops vorgestellt und der Tag reflektiert.

 

Vielen Dank an unsere Kooperationspartner vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der TU Dresden sowie von der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen!

 

 

 

 

Impressionen vom Erinnerungspoltischen Fachtag 2022 am 24.09. im Hörsaalzentrum der TU Dresden (Fotos: sLAG / Franziska Frenzel)


 

Vernetzungsworkshop: „Erfassung von Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen“, 19.11.2022

 

Gemeinsam mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege sowie dem Landesamt für Archäologie Sachsen laden wir am 19.11.2022 zum Vernetzungsworkshop „Erfassung von Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen“ nach Leipzig ein.

 

Der Vernetzungsworkshop möchte zivilgesellschaftliche Akteur*innen untereinander sowie mit Vertreter*innen der beiden Fachbehörden ins Gespräch bringen, um einen Dialog über erinnerungskulturelle Ziele, denkmalfachliche Grundlagen und einen künftigen Informationsaustausch zu initiieren. Neben Impulsvorträgen und Workshops wird es Raum für Austausch sowie die Präsentation von Projekten und Aktivitäten geben.

 

Weitere Details sowie den Programmflyer hat die Stiftung Sächsische Gedenkstätten veröffentlicht, Anmeldungen sind via E-Mail an veranstaltungen@stsg.de erbeten.

 


 

Landesweites Arbeitstreffen der sLAG

 

25.11.2022, 15:00 bis 19:00 Uhr, Dachsaal im Kultur Forum, Wachsbleichstr. 4 a, Dresden

 

Nach zwei Jahren nur virtuell möglicher Zusammenkünfte, findet das diesjährige Landesweite Arbeitstreffen der sLAG in Dresden statt. Das Treffen dient dem Austausch und der Diskussion unter den Mitgliedern, die in diesem Jahr auch zur Neuwahl des Sprecher*innenrats gerufen sind.


 

Aus dem Netzwerk

 

Neue Mitglieder

 

Die sLAG konnte im Sommer wieder Einzelpersonen als neue Mitglieder begrüßen. Herzlich Willkommen und auf gute Zusammenarbeit!


 

Rückblick: Einweihung der Gedenkstele am ehemaligen KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“

 

Am Dienstag, 12. Juli 2022, um 15 Uhr, wurde nach langem Ringen um ein sichtbares Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum in der Kamenzer Straße die Gedenkstele am ehemaligen KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“ eingeweiht. Es sprachen Oberbürgermeister Burkhard Jung, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Anja Kruse von der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig. Ein spontaner Redebeitrag kam von Harry Frey, dessen Tante Lola Better im August 1944 aus Polen in das Außenlager deportiert worden war.

 

In der Kamenzer Straße 10-12 und dem angrenzenden Areal befand sich zwischen Juni 1944 und April 1945 das KZ-Außenlager „HASAG Leipzig“. Mit mehr als 5.000 weiblichen KZ-Gefangenen war es das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald. Zudem wurde im Herbst 1944 ein Lager für 700 männliche KZ-Häftlinge eingerichtet. Die hier inhaftierten Frauen und Männer wurden gezwungen, für den größten sächsischen Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) Waffen und Munition herzustellen. Das Gebäude in der Kamenzer Straße 12 ist das einzige heute noch erhaltene bauliche Relikt eines KZ-Außenlagers im Stadtraum Leipzig und damit ein Ort von großer historischer Bedeutung.


 

Rückblick: Ideenwettbewerb „Gedenkareal Dresdner Norden“

 

Mitte Juli wurden die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs veröffentlicht, den die Stadt Dresden, Geschäftsbereich Kultur und Tourismus, vertreten durch das Amt Kultur und Denkmalschutz ausgelobt hatte. Im vorgeschalteten Bewerbungsverfahren nahm sLAG-Sprecherin Anna Schüller und im anschließenden Auswahlverfahren der sLAG-Sprecher Tobias Kley als Sachverständige an den Sitzungen teil.

 

Der erstplatzierte Entwurf „Mnemo Dresden“ sieht abstrakte Skulpturen, sogenannte „Splitter“, an früheren NS-Orten wie dem Zwangsarbeiterlager Hellerberge, dem Alten Leipziger Bahnhof und den Kasernen am Festspielareal Hellerau vor. Als „obligatorischen Ausgangspunkt“ bezieht der Entwurf auch das Gelände und Gebäude des Alten Leipziger Bahnhofs mit ein, womit für die kommende Nutzung des Ortes (bis dato noch in der Diskussion waren Museum, Gedenkort und Begegnungszentrum) die Weichen gestellt scheinen. Weitere Details zum Erstplatzierten und den anderen sechs Entwürfen der Jury-Runde sind auf der Projektseite der Stadt zum Wettbewerb nachzulesen.


 

Debatte um ein Jüdisches Museum (für) Sachsen

 

Auf Grundlage von Zwischenergebnissen der aktuellen Debatte um ein Jüdisches Museum (für) Sachsen und einer Bestandsaufnahme vorhandener dezentraler Forschungs-, Bildungs- und Repräsentationsangebote sowie von Orten jüdischen Lebens entwickelt Daniel Ristau in seinem bei Medaon veröffentlichten Artikel die Idee einer Virtuellen Plattform Jüdisches Leben in Sachsen, die, vernetzend, innovativ und partizipativ gedacht, über eine museale Repräsentation weit hinausgeht.


 

Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau

 

Elisabeth Kohlhaas hat am 15. August 2022 die Leitung des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Torgau übernommen – wir gratulieren!


 

Sachsenburg – Abrissbeschluss der Kommandantenvilla und Rückzug von Geschichtswerkstatt Sachsenburg und Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg aus den Gremien der Gedenkstätte in Trägerschaft der Stadt Frankenberg

 

Jahrelang wurde das Vorhaben kontrovers diskutiert, nun steht fest, noch in diesem Jahr wird die Kommandantenvilla im einstigen KZ Sachsenburg bis auf die Grundmauern abgerissen. Einstimmig hatte der Betriebsausschuss des Eigenbetriebes Immobilien der Stadt Frankenberg Anfang September die Vergabe der Bauleistungen für den Abriss der sogenannten Kommandantenvilla des einstigen KZ Sachsenburg beschlossen. Es regte sich erneut Protest u.a. von Seiten der VVN-BdA Sachsen gegen diese Entscheidung. Sowohl das Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) als auch das Land Sachsen unterstützen in ihren Äußerungen den Abrissbeschluss. Sowohl das Land Sachsen als auch das BKM sehen im Abriss keine Gefährdung der in Aussicht gestellten Fördermittel für den Ausbau der Gedenkstätte in Sachsenburg. Der Beschluss und die Unterstützung durch die zukünftigen Fördermittelgeber*innen der Gedenkstätte stehen im Widerspruch zur mehrjährigen Debatte, in der sich u.a. internationale Wissenschaftler*innen für den Erhalt des Gebäudes ausgesprochen haben.

 

Mit Schreiben vom 25.08.2022 an die Stadt Frankenberg, die Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Beirat der künftigen Gedenkstätte Sachsenburg haben die beiden Vereine Geschichtswerkstatt Sachsenburg und Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg ihren Entschluss mitgeteilt, dass sie nicht mehr am Aufbau der Gedenkstätte der Stadt Frankenberg sowie der damit verbundene Gremienarbeit mitwirken werden. Die Vorstände Anna Schüller und Gisela Heiden sind von ihrer Tätigkeit als Sprecherinnen des gesellschaftlichen Beirates zurückgetreten und haben die Mitarbeit eingestellt.

 

Zur Begründung heißt es in dem Schreiben: „Wie es bei vielen anderen Gedenkstätteninitiativen der Fall war, ist nun auch in Sachsenburg der Punkt erreicht, wo hauptamtliche Strukturen die Arbeit übernehmen, die über einen langen Zeitraum nur freiwillig und ehrenamtlich geleistet wurde. Die Stadt Frankenberg hat die Trägerschaft des Dokumentations- und Kommunikationszentrums übernommen und damit ist eine Institutionalisierung vollzogen. Den bisherigen Prozess haben wir beratend und auch mit kritischen Wortmeldungen begleitet. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Prozess der Institutionalisierung aus verschiedenen Gründen schwer umzusetzen ist. So haben wir mit unseren Vereinsmitgliedern gemeinsam beschlossen, den Schwerpunkt unseres Engagements wegen unserer begrenzten Kapazitäten künftig neu auszurichten.“

 

Weiterführender Link: Stellungnahmen gegen den Abriss der Kommandantenvilla des ehemaligen KZ Sachsenburg. (Youtube) Mit Prof. Dr. Thomas Danzl (TU München, Professur für Restaurierung und Konservierungswissenschaft) und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner (Gedenkstätte Buchenwald / Universität Jena), moderiert von der Denkmalpflegerin M. Sc. Anke Binnewerg (Dresden).

 

Letztes Licht auf einen Täterort – die Kommandantenvilla in Sachsenburg steht vor dem Abriss (Foto: Jane Wegewitz)


 

Workshop „Alles längst Geschichte? Erinnerungskultur als demokratische Gegenwartsbewältigung“, 01.10.2022

 

Im Rahmen der ersten Demokratiekonferenz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag findet am 01.10.2022, 14:00 bis 15:45 Uhr, im Chemnitzer Carlowitz Congresscenter der Workshop „Alles längst Geschichte? Erinnerungskultur als demokratische Gegenwartsbewältigung“ statt. Im von Claudia Maicher (MdL, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) moderierten Workshop sprechen Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Gesine Oltmanns, Vorstandsmitglied Stiftung Friedliche Revolution Leipzig und Anna Schüller, Geschichtswerkstatt Sachsenburg und Sprecherin der sLAG, über aktuelle Herausforderungen im Feld der Erinnerungskultur. Weitere Details zum Workshop und das Gesamtprogramm der Konferenz sind online bei der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag abrufbar.


 

Romano Sumnal – Ablehnung der Förderung als landesweites Fachnetzwerks Antiziganismus

 

Auch für die sLAG unverständlich, erhielt Romano Sumnal einen abschlägigen Förderbescheid zu einem Antrag im Programm „Weltoffenes Sachsen“ betreffs eines landesweiten Fachnetzwerks Antiziganismus. Stattdessen wurde ein Träger ohne jegliche Erfahrung im Themenbereich sowie mit einem zumindest fragwürdig zu nennenden Verständnis von „realer Partizipation“ berücksichtigt. Romano Sumnal reagierte mit einem auch von der sLAG unterstützten Offenen Brief an Staatsministerin Köpping, der nicht ohne Wirkung blieb, es wird nach Lösungen gesucht. Wie diese konkret aussehen können, bleibt bisher noch abzuwarten.


 

Romano Sumnal – neue Melde- und Informationsstelle Antiziganismus – MIA Sachsen

 

Seit Jahresbeginn sind in Deutschland Melde- und Informationsstellen Antiziganismus in Berlin, in Rheinland Pfalz und in Nordrhein-Westfalen eingerichtet worden, nun kommt Sachsen hinzu. Zum Auftakt von MIA Sachsen lädt Romano Sumnal am 06.10.2022, 16 bis 18 Uhr, in die Alte Handelsbörse in Leipzig ein.


 

sLAG-Speed-Meeting extra: Denkmalschutz von Standorten früher Konzentrationslager in Sachsen, 02.11.2022, 17 Uhr

 

Bei dem Speed-Meeting stellt Anke Binnewerg die Ergebnisse einer Untersuchung zum Denkmalschutz ehemaliger früher Konzentrationslager in Sachsen vor. Dabei geht es darum, seit wann und warum diese Standorte denkmalgeschützt wurden, wie der aktuelle Stand ist und welche Perspektiven sich bieten. Im Anschluss sollen offene Fragen diskutiert werden, etwa ob der Begriff der „frühen KZ“, der in anderen Bundesländern viel enger gefasst wird, tragfähig ist und wie temporäre Standorte von Folter und Misshandlungen einbezogen werden können. Orte von Zwangsarbeit im Kontext der frühen KZs sowie DDR-zeitliche Gedenkzeichen und -anlagen sind ebenfalls Themen, mit denen eine weitere Beschäftigung wichtig wäre. Gemeinsam soll überlegt werden, wie wir forschend und vermittelnd weiter vorgehen könnten, damit die Thematik besser bekannt wird und diese wichtigen Standorte erhalten bleiben.

 

Weiterführender Link: Beitrag zum Umgang mit Standorten früher Konzentrationslager in Baden-Württemberg und Sachsen auf zeitformen.com

 

Grafik Anke Binnewerg, VG Bild-Kunst 2022


 

Mitglieder-Geburtstage!

 

Noch nachträglich zur Feier im Juli dieses Jahres: Wir gratulieren der Brücke|Most-Stiftung zum 25-jährigen Jubiläum! 30 Jahre feierten inzwischen auch Hatikva – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V. und das Herbert-Wehner-Bildungswerk. Wir wünschen gutes Gelingen für alle Vorhaben in den kommenden Jahren und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.


 

Publikationen

 

Im Juni kontaktierte uns Prof. Dr. Hans Moll von der Arbeitsstelle Deutsches Martyrologium in Köln, um uns auf die Monographie „Martyrium und Wahrheit“ (7. Auflage 2020) hinzuweisen, die auch Namen mit Sachsen verbundener NS-Gewaltopfer enthält. Eine Übersicht über alle Veröffentlichungen der Arbeitsstelle ist online abrufbar.


 

Newsletter

 

Unser nächster Newsletter erscheint Ende November. Bis dahin veröffentlichen wir Termine, Mitteilungen und Kurznachrichten wie gewohnt unter www.slag-aus-ns.de, bei Facebook und Twitter.


 

Termine

 

 

02.11.2022, 17:00 Uhr
Speed-Meeting extra: Denkmalschutz von Standorten früher Konzentrationslager in Sachsen


30.11.2022, 16:00 Uhr
sLAG-Speed-Meeting (nur für Mitglieder)


21.11.2022
Redaktionsschluss Newsletter November


01.10.2022, 14:00 Uhr
Workshop „Alles längst Geschichte? Erinnerungskultur als demokratische Gegenwartsbewältigung“
Carlowitz Congresscenter, Chemnitz


06.10.2022, 16:00 bis 18:00 Uhr
Auftaktveranstaltung von MIA Sachsen – Melde- und Informationsstelle Antiziganismus von Romano Sumnal
Alte Handelsbörse, Leipzig


19.11.2022, 10:00 bis 17:00 Uhr
Vernetzungsworkshop: „Erfassung von Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen“
Leipziger KUBUS, Permoserstraße 15, 04318 Leipzig


25.11.2022, 15:00 bis 19:00 Uhr
Landesweites Arbeitstreffen der sLAG (nur für Mitglieder)
Dachsaal im Kultur Forum, Wachsbleichstr. 4 a, Dresden


 

Tipps

 

Bis zum 31.10.2022
Noch bis zum 31.10.2022 ist die Ausstellung DINGE UNSERER NACHBARN … GEBORGEN. Funde aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain zu sehen.
Ausstellungsort: Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, Zum Ehrenhain 1, 01619 Zeithain (Mo–Do 10–16 Uhr / Fr 10–14 Uhr / Sa, So und feiertags 10–16 Uhr), weitere Infos: zeitFORMEN


Bis zum 31.12.2022
Verlängert bis zum 31.12.2022 ist „Rethinking Stadtgeschichte: Perspektiven jüdischer Geschichten und Gegenwarten“, eine Intervention in der Dauerausstellung des Stadtmuseums Dresden, die Besucher*innen dazu einlädt, unterschiedliche Dimensionen des Jüdischen zu erkunden. Lesenswert ist auch die begleitende Blog-Reihe, die u.a. die Diskussion um ein „Jüdisches Museum“ in Sachsen aufgreift.