Newsletter 04/2024

07.05.2024 - Newsletter

Liebe Mitglieder der sLAG, liebe Freund*innen, liebe Interessierte,

 

April und Mai stehen im Zeichen vieler Gedenkveranstaltungen an die Kriegsendverbrechen der Nationalsozialist*innen, wie die am 17. April 1945 durchgeführten Massenerschießungen von KZ-Häftlingen in Köselitz bei Riesa und die Massaker am 18. April 1945 im KZ-Außenlager Leipzig-Thekla. Im gleichen Zeitraum wurden zahlreiche Todesmärsche über sächsisches Territorium zahlreiche Todesmärsche getrieben: aus Außenlagern des KZ Groß-Rosen z.B. durch den Tharandter Wald, aus Außenlagern des KZ Flossenbürg durch das Westerzgebirge oder aus Außenlagern des KZ Buchenwald durch das Muldental. Dies sind nur wenige von zahlreichen Ereignissen, bei denen noch kurz vor Kriegsende Menschen gequält und ermordet wurden.
Nahebei sind die Veranstaltungen zur Erinnerung an die Befreiung ebendieser Menschen und der zahlreichen Lager, die es von Flößberg über Johanngeorgenstadt nach Porschdorf und Zeithain, von Zittau und Weißwasser bis nach Nossen und Plauen überall in Sachsen gab. Nicht an allen Orten wird es eine organisierte Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag geben, aber sehr wahrscheinlich werden an diesen Orten Menschen innehalten.

 

Dass es viele dieser Orte zum Erinnern gibt, und auch nicht ungesehen und unwidersprochen bleibt, wenn wieder ein historisches Zeitzeugnis verschwindet, wie in Pirna-Sonnenstein oder in Dresden-Zschachwitz, ist auch eurem Engagement zu verdanken. So freut es uns sehr, wenn in einen Prozess endlich etwas Bewegung kommt und bspw. das AKuBiZ e.V. von einem konstruktiven Treffen zum Ausstellungspfad auf der Burg Hohnstein berichten kann.

 

Andererseits haben auch wir mit Überraschung und großem Bedauern den Rückzug der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz aus dem Beirat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten vernommen. Dass damit die Stimme der Verfolgtenorganisation in Torgau, vor allem bei der Neugestaltung des Erinnerungsortes nicht mehr zu hören ist, können wir nicht einfach hinnehmen. Gerade weil Torgau mit dem früheren Sitz des Reichskriegsgerichtes und verschiedener Strafeinrichtungen für verurteilte Soldaten für die Opfer der NS-Militärjustiz der zentrale Ort der Verfolgung ist. Bedauerlicherweise ist die Geschichte des Konfliktes um das Erinnern am ehemaligen Wehrmachtsgefängnis „Fort Zinna“ und die alte Ausstellung „Spuren des Unrechts“ lang und kompliziert. Hier ist nicht der Platz, sie zu erzählen. Wir werden uns aber weiterhin um einen Dialog zwischen dem Erinnerungsort Torgau und der Bundesvereinigung bemühen.

 

Wie es weiter gehen kann mit der sächsischen Erinnerungsarbeit, ist zentraler Bestandteil unseres Positionspapiers zur Landtagswahl „Erinnern für die Zukunft der Demokratie“. Wir fordern, dass die sächsische Erinnerungsarbeit auf ein solides Fundament gestellt wird. Dazu gehört neben einem erinnerungspolitischen Konzept und einer Stärkung von Vernetzungs- wie Forschungsarbeiten auch eine auskömmliche Finanzierung.

 

Aktuell werden die letzten Wahlumfragen unter jungen Menschen wieder heiß diskutiert, die Frage nach dem Einfluss von Tiktok und anderen sozialen Netzwerken bei der Radikalisierung von Menschen irrlichtert ebenso durch die Medien wie der verpflichtende Gedenkstättenbesuch. Gleichzeitig verhallen Wortmeldungen junger Menschen wie das Statement der Landesschüler*innenvertretungen zu Rechtsextremismus an Schulen weitgehend ungehört. Auch die uns Anfang des Jahres so ermutigenden Massendemonstrationen und flächendeckenden Kundgebungen gegen Rechts haben keine politischen Konsequenzen. Stattdessen steigen die Zahlen der Angriffe auf Personen und Einrichtungen, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und andere menschenfeindliche Einstellungen positionieren oder z.B. als „nicht-rechts“ wahrgenommen werden, weiter an. An dieser Stelle solidarische Grüße an das Treibhaus in Döbeln. Der Verein hat solche jüngsten Angriffe gerade wieder öffentlich gemacht.

 

Es bleibt unsere Aufgabe, nicht nur an die NS-Zeit zu erinnern und ihrer Opfer zu gedenken, sondern dafür zu sorgen, dass das Wissen um die Verbrechen, an den Raub-und Vernichtungskrieg, an die Shoah, aber auch um das Erstarken einer faschistischen Bewegung in Europa in den 1920er Jahren und die Machtdurchsetzung der Nationalsozialist*innen nicht verloren geht und dazu weitergeforscht werden kann. Unsere eigene Forschungs- und Vermittlungsarbeit kann da nur ein Puzzleteil im Ringen um eine diverse Gesellschaft sein. Jetzt gilt es auch, Räume und Mitspracherechte zu verteidigen. Das wird ein heißes Jahr!

 

Daniela Schmohl für den Sprecher*innenrat

 

Pressemitteilung „Erinnern für die Zukunft der Demokratie. Positionspapier zur Landtagswahl in Sachsen“

Die sächsische Erinnerungskultur hat in den letzten fünf Jahren eine Entwicklung mit grundlegenden Veränderungen genommen. Mit der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) und ihrer seit 2020 professionell arbeitenden Fachstelle existiert eine sachsenweit agierende und gut vernetzte Interessenvertretung und Selbstorganisation von Einzelpersonen, Initiativen, Vereinen und Gedenkstätten, die sich auf unterschiedlichste Weise mit der NS-Geschichte auseinandersetzen und entsprechende Angebote in die Öffentlichkeit tragen. Die noch vor vier Jahren von Skandalen gelähmte Stiftung Sächsische Gedenkstätten konnte den dringend nötigen personellen und strukturellen Neuanfang wagen. In Großschweidnitz und auf dem Kaßberg in Chemnitz konnten zwei neue Gedenkstätten erfolgreich ihre Arbeit aufnehmen. Wichtige Themen wie das der „Euthanasie“-Verbrechen“ rücken so verstärkt in den Blick. Zu den positiven Entwicklungen gehört auch die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Wissenschaft, beispielsweise bei den zuletzt etablierten gemeinsamen Workshops zur NS-Zwangsarbeit.

 

„Das alles sind sehr ermutigende Zeichen für uns“, so sLAG-Sprecherin Daniela Schmohl. „Aber die Erinnerungsarbeit in Sachsen ist noch weit davon entfernt, ihre vollen Potentiale auszuschöpfen und die Neustrukturierung der Stiftung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Der vom ehemaligen Geschäftsführer hinterlassene Scherbenhaufen ist größer, als wir alle vermutet hatten. Die Licht- und Schattenseiten lassen sich am Beispiel des früheren KZ in Sachsenburg wie in einem Brennglas sehen. Während der Abriss der ehemaligen Kommandantenvilla ein Tiefpunkt in der Erinnerungskultur der vergangenen Jahre war, ist der Prozess zum Aufbau einer so wichtigen Gedenkstätte in Erinnerung an die Verfolgung und den Terror in den frühen Lagern ein gutes Stück vorangekommen.“

 

In ihrem Positionspapier unterbreitet die sLAG Vorschläge, wie die sächsische Erinnerungskultur in der künftigen Legislaturperiode weiterentwickelt und gestärkt werden kann.

 

Daniela Schmohl: „Wir fordern ein erinnerungspolitisches Konzept für Sachsen und eine Stärkung von Vernetzung und Forschung. Die Erinnerungsarbeit muss auskömmlich finanziert werden! Dazu gehört eine sukzessive Verdreifachung der Mittel in den kommenden Jahren, um die personelle Unterfinanzierung zu beenden, in die Struktur der Erinnerungsorte zu investieren, eine Weiterentwicklung der bestehenden Gedenkstätten zu ermöglichen und innovative Verbundprojekte in Forschung, Vernetzung, Bildung und Digitalisierung umzusetzen.

 

Die Erinnerungsarbeit steht vor vielen gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Wir sehen wie verbreitet Rassismus und Geschichtsrevisionismus sind, wir hören Warnrufe wie zuletzt das Statement der Landesschülervertretungen der Ostländer zu Rechtsextremismus an den Schulen. Politisch-historische Arbeit in den Initiativen und Gedenkstätten ist aktueller und gefragter denn je! Hinzu kommen Themen wie die digitale Transformation und die künftige Ausgestaltung der Erinnerungslandschaft in Sachsen. All das braucht die von uns benannten Rahmenbedingungen. Diese zu schaffen, dafür ist die Politik gefragt.“

 

Das Positionspapier steht hier zum Download. [PDF]

 

Veranstaltungshinweis: Podiumsdiskussion „Zukunft der sächsischen Erinnerungskultur“, 01.06.2024, 18 Uhr, Altes Heizhaus, Chemnitz

 

 

Aus dem Büro

Reformpläne der Gedenkstättenkonzeption und Intervention der Gedenkstättenverbände

Die Koalition aus SPD, GRÜNE und FDP im Bund hat sich im Bereich der Erinnerungspolitik einiges vorgenommen. Die Gedenkstättenkonzeption des Bundes wurde 1999 verabschiedet und 2008 das letzte Mal aktualisiert und fortgeschrieben. Die Konzeption ist die Grundlage für das Engagement des Bundes im Bereich Gedenkstätten. Nach vielen öffentlichen Debatten wurden die Fördermodalitäten für die Erinnerung an die NS-Verbrechen und das Unrecht in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR festgeschrieben und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Jedoch bedarf die mittlerweile 16 Jahre alte Konzeption dringend einer Aktualisierung und Weiterentwicklung. Als sLAG sind wir auf Bundesebene im Verband der Gedenkstätten in Deutschland (VGDF) organisiert. Im Vorfeld der Bundestagswahlen hatten wir Stellungnahmen von allen im Bundestag vertretenen Fraktionen eingeholt, die sich für eine Evaluation und Überarbeitung der Gedenkstättenkonzeption aussprachen.

 

Claudia Roth (GRÜNE) kündigte in ihrer Rolle als Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM) schnell eine Überarbeitung der Gedenkstättenkonzeption an. Im April 2022 unterbreitete der VGDF einige Vorschläge an das BKM. Seither gab es jedoch keine transparente Kommunikation und die Vertretungen der NS-Gedenkstätten blieben weitgehend im Unwissen. Vonseiten der BKM wurde auf Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren auf den internen Arbeitsstand verwiesen. Erkundigungen zu inhaltlichen Eckpunkten oder einem Zeitplan wurden abgeblockt.

 

Im Februar 2024 veröffentlichte Claudia Roth einen Artikel im Tagesspiegel, in dem sie allgemein auf die Anforderungen einer aktualisierten Erinnerungspolitik des Bundes einging. Kurzzeitig stand ein Entwurfspapier mit dem Titel „Rahmenkonzept Erinnerungskultur“ auf der Website der BKM. Gleichzeitig wurde den Zusammenschlüssen der NS-Gedenkstätten kommuniziert, dass das Rahmenkonzept die alte Gedenkstättenkonzeption des Bundes ersetzen sollte. Der Zeitplan sah vor, dass bis Ende April Rückmeldungen aus der Gedenkstättenszene eingeholt werden und das Papier vor der parlamentarischen Sommerpause ins Kabinett gehen sollte. Mittlerweile ist das Ergebnis der internen Gespräche an die Presse gelangt. Sowohl die Zusammenschlüsse der NS-Gedenkstätten als auch die der DDR-Gedenkstätten lehnen das vorliegende Papier ab. Kritisiert werden die starken inhaltlichen Mängel und der intransparente Prozess. Worum es inhaltlich genau geht, kann beispielhaft im Artikel der Jüdischen Allgemeinen nachgelesen werden. Einen Überblick über die bisherigen Reaktionen in den Medien gibt es auf der Seite des Verbandes der Gedenkstätten.

 

Im Moment wird der Prozess neu aufgestellt und Anfang Mai ein Runder Tisch mit den Vertreter*innen der Gedenkstätten und der BKM in Berlin organisiert. Das Ergebnis ist völlig offen.

 

Rückblick Vernetzungstreffen NS-Zwangsarbeit in Bad Düben

Am Samstag, den 16.03., fand das 3. Vernetzungstreffen zu NS-Zwangsarbeit in Sachsen statt. Im Naturpark-Haus Dübener Heide nahmen 40 Personen an zwei Workshops und der anschließenden Exkursion zum ehemaligen Zwangsarbeitslager „Lager Heide“ teil.

 

Anja Kruse (Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig) diskutierte in ihrem Workshop „Spurensuchen“ mit den Teilnehmer*innen über die Möglichkeiten und Herausforderungen politisch-historischer Bildungsarbeit an Orten ehemaliger Zwangsarbeit, die nicht gekennzeichnet sind oder zu denen es kaum Informationen gibt.

 

Workshop „Spurensuchen“ im Rahmen des Vernetzungstreffens NS-Zwangsarbeit, 16.03.2024 (Foto: sLAG)

 

Ein weiterer Workshop beschäftigte sich mit der Erstellung von Erfassungsbögen in der ehrenamtlichen Denkmalpflege. Die Landesämter für Archäologie und für Denkmalpflege stellten ihre Überlegungen vor und holten sich Feedback von den Anwesenden.

 

Die Exkursion zum ehemaligen „Lager Heide“ wurde von Tobias Schwabe geleitet. Er berichtete von der Sprengstoffherstellung, die ab 1942 maßgeblich durch v.a. ukrainische Zwangsarbeiter*innen durchgeführt werden musste. Bis zu 1.500 Menschen wurden hier zur Arbeit gezwungen.

 

Veranstaltet wurde das Treffen von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und der sLAG in Zusammenarbeit mit den Landesämtern für Archäologie und für Denkmalpflege sowie dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung.

 

Vernetzungstreffen „Erinnerungskultur(en) Dresdner Norden“ – ein Kurzrückblick

Am 19.04. fand im Dresdner Zentralwerk mit 21 Teilnehmer*innen das von uns organisierte Vernetzungstreffen „Erinnerungskultur(en) Dresdner Norden“ statt. Anliegen der Veranstaltung war es, zwei Jahre nach der Ausschreibung des städtischen Wettbewerbs „Gedenkareal Dresdner Norden“ Akteur*innen, die sich im Themenfeld engagieren, in Austausch zu bringen – zu Projektfortschritten und -vorhaben sowie zu aktuellen Entwicklungen in Dresden. Den Auftakt machte Barbara Lubich mit einem Einblick in die Arbeit des Zentralwerks zur Geschichte des eigenen Ortes und künstlerischen Wegen der Auseinandersetzung, u.a. beim Projekt Unsichtbar (siehe auch Erinnerungskultur im Zentralwerk). Es folgte eine Präsentation von Dana Schlegelmilch zu den Aktivitäten des „Förderkreises Alter Leipziger Bahnhof“, die darauf zielen, am Ort des ehemaligen „Leipziger Bahnhofs“ (direkt hinter dem Bahnhof Dresden-Neustadt) eine Gedenk- und Begegnungsstätte einzurichten (siehe auch: Pressemitteilung der Stadt Dresden).

 

Vernetzungstreffen im Zentralwerk, Dresden, 19.04.2024 (Foto: sLAG)

 

Bettina Bruschke, HTW Dresden, sprach zur Geschichte und Perspektiven des St.-Pauli-Friedhofs und des ehemaligen „Judenlagers Hellerberg“ und späteren „Entbindungslagers Kiesgrube“ als Kooperations-Projekte der Hochschule (weitere Infos z.B.: HTWD), Dieter Gaitzsch zum Mahngang Täter*innenspuren und Justus Ulbricht informierte zum neu gegründeten Beirat Erinnerungskulturen.

Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und Dr. David Klein, Leiter des Amtes für Kultur- und Denkmalschutz, erläuterten die städtischen Aktivitäten im Nachgang des Wettbewerbs und Details zu den ersten Umsetzungen auf dem Hellerberg sowie den Stand weiterer Vorhaben des städtebaulichen Denkmalschutzes (z.B. Ostflügel des Festspielhauses Hellerau); Uljana Sieber, Leiterin der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, gab u.a. einen Einblick in das Projekt Zäsuren entstehen, Menschen bleiben, das ausgehend von der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges nach Kontinuität und Brüchen in den Biografien von Menschen fragt und informierte zu (weiteren) aktuellen Vermittlungsangeboten wie thematische Radtouren durch den Dresdner Norden.

 

Das Thema Digitalisierung wurde von Prof. Dr. Thomas Bürger, Vorstandsvorsitzender der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft, beigetragen (u.a. mit Hinweis auf das Projekt Digitalisierung der Stolpersteine Sachsen und das Projekt Erinnerungskultur digital, kurz ERDI. Einen Austausch gab es des Weiteren zu Fördermöglichkeiten und -voraussetzungen von Kommune und Stiftung Sächsischer Gedenkstätten, die durch Sven Riesel, stellvertretender Geschäftsführer, vertreten war.

 

Zu den präsentierten Kurzbeiträgen gab es Rückfragen, kurze Diskussionsrunden und einen Ideenaustausch, der im Anschluss an eine kurze Pause in den Beschluss gemeinsamer nächster Vorhaben mündete. Mit einem E-Mail-Verteiler möchten sich die Teilnehmer*innen zukünftig über ihre Vorhaben austauschen, unter Dresden gedenken Projekte und Initiativen verlinken und 2025 soll ein erstes Folgetreffen im Zentralwerk stattfinden. Der Kontakt zur Gruppe kann über die sLAG-Fachstelle hergestellt werden.

 

Es grüßen Jonas Kühne, Jane Wegewitz und Kolja Lohf, sLAG-Fachstelle für NS-Erinnerungsarbeit und Demokratiebildung

 

Aus dem Netzwerk

Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung der Theodor-Heuss-Medaille an colorido!

Die überparteiliche Theodor-Heuss-Stiftung in Stuttgart ehrt seit 1965 jedes Jahr Menschen und Initiativen, die sich in beispielhafter Weise für Demokratie und Bürgerrechte einsetzen. Die Auszeichnungen standen in diesem Jahr unter dem Motto „Demokratie unter Druck – Gemeinsam für Freiheit Verantwortung übernehmen“ und colorido hat am 20.04. als eines von drei Demokratieprojekten die Theodor-Heuss-Medaille erhalten. Wir gratulieren herzlich zu dieser Anerkennung eures Mutes und eures großen persönlichen Engagements, mit der wir auch die Hoffnung verbinden, dass sich noch mehr Menschen finden, die eure vielfältigen Aktivitäten in Plauen und Umgebung schätzen und unterstützen.

 

Ausgezeichnet wurden neben colorido die Dorfbewegung Brandenburg und das Thüringen-Projekt des Verfassungsblogs. Der Theodor-Heuss-Preis ging an die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Weitere Informationen zum Preis und zu den Empfänger*innen sind bei der Theodor Heuss Stiftung abrufbar.

 

Kurze Stellungnahme zum Austritt der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz

Mitte März 2024 informierte die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz die Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG) über ihren Austritt aus dem Beirat der Stiftung. Die Begründung dafür erhielt die StSG erst mit der Veröffentlichung der Pressemitteilung der Bundesvereinigung Anfang April 2024.

 

Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten bedauert diesen Schritt sehr. Sie hat ihr Bedauern auch gegenüber der Bundesvereinigung zum Ausdruck gebracht. Es war das erklärte Ziel von Dr. Markus Pieper als neuem Geschäftsführer der StSG und von mir als neuer Leiterin des Erinnerungsortes Torgau, die Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung nach den Konflikten der Vergangenheit auf eine gute Basis zu stellen sowie die Vereinigung partizipativ in die Erarbeitung der neuen Dauerausstellung des Erinnerungsortes einzubeziehen. Seit Längerem gab es eine Wiederannäherung und einen Dialog zwischen der Stiftung und der Bundesvereinigung. Die Bundesvereinigung wurde frühzeitig als Mitglied des Stiftungsbeirates und als wichtige Interessenvertretung der Opfer der NS-Militärjustiz bis ins Detail in die Ausstellungskonzeption und -genese eingebunden. Viele Anregungen und Änderungsimpulse der Bundesvereinigung, die auch vom Stiftungsbeirat und vom Wissenschaftlichen Beirat der StSG getragen werden, finden sich in der Ausstellungskonzeption wieder. Vor diesem Hintergrund ist die Stiftung Sächsische Gedenkstätten über den Austritt der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz aus dem Stiftungsbeirat überrascht. Sie ist jederzeit für weitere Gespräche offen.

 

Elisabeth Kohlhaas, Leiterin des Erinnerungsortes Torgau / Stiftung Sächsische Gedenkstätten

 

SFZ Förderzentrum Chemnitz auf dem Weg zu einem inklusiven Lern- und Denkort

Nach Ende des Projekts „Unantastbar Mensch“ 2023 ist das Thema politische Bildung und Demokratieförderung für das SFZ Förderzentrum nicht abgeschlossen. Auf dem Gelände der ehemaligen „Königlich- sächsischen Landesanstalt für Blinde und Schwachsinnige“, heute das Sächsische Rehabilitationszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz, ist ein inklusiver Lern- und Denkort geplant. Der bereits existierende Ort des Gedenkens an die Krankenmorde in der NS-Zeit wird konzeptionell weiterentwickelt und soll besonders für junge Menschen mit und ohne Behinderung zugänglich gemacht werden. Wir möchten die Möglichkeit bieten, die Geschichte(n) des Ortes kennenzulernen und sich mit Erinnerungskultur auseinanderzusetzen, um Geschichte mit der eigenen Gegenwart und Zukunft verbinden zu können.

 

Der entstehende inklusive Lern- und Denkort wird aus verschiedenen Elementen bestehen. Ergebnis des Projektes „Unantastbar Mensch“ ist eine Wissensrallye über unser Gelände, die einen Einblick in das Leben der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner ermöglicht und zukünftig an einem Projekttag absolviert werden kann. Darüber hinaus ist ein kleiner Lehrpfad über unser Gelände geplant. In seinem Verlauf wird es Stelen geben, die mittels einer digitalen Anwendung Informationen zur Geschichte des Ortes und zum als „Euthanasie“ bezeichneten Massenmord der „T4-Aktion“ bereithalten. Zudem wird ein geplanter Pavillon als „Grünes Klassenzimmer“ die Gelegenheit zum Austausch an einem geschützten Ort bieten. Pädagogische Angebote in Form von Führungen, Projekttagen und Workshops sowie weitere kulturelle Veranstaltungen werden den Ort dauerhaft beleben. Besonderes Augenmerk wird bei allen Elementen auf die Barrierefreiheit gelegt.

 

Das umfangreiche Projekt stellt uns vor die Herausforderung, die notwendigen baulichen Maßnahmen in die Tat umzusetzen, und gleichzeitig die konzeptionelle Arbeit unter Einbindung von Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden sowie Menschen mit Beeinträchtigung voranzubringen. Dabei arbeiten wir eng mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, dem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis Chemnitz und dem Chemnitzer Netzwerk Unantastbar zusammen, das 2018 als Reaktion auf die Ausschreitungen in der Stadt entstanden ist. Die sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus unterstützte uns dabei. Für weitere Impulse und Kontakte sind wir sehr dankbar. Ideen, um unseren inklusiven Lern- und Denkort weiter zu beleben, nehmen wir gern entgegen.

 

Über die Entwicklung unseres Projektes informiert unsere Internetseite https://www.unantastbarmensch.de/. Auch unsere Kontaktdaten sind dort veröffentlicht.

 

Ilona Thiele und Linda Wüstner, SFZ Förderzentrum Chemnitz

 

International Roma Resistance Day

Anlässlich des Gedenktages des Widerstands der Rom*nja und Sinti*zze gegen ihre Vernichtung im Nationalsozialismus veranstalten das Fachnetzwerk Antiromaismus/Antiziganismus Sachsen, Romano Sumnal e.V., Gruppe gegen Antiromaismus, RomaRespekt, Brücke-Most-Stiftung und riesa efau am 16.05. eine Lesung.

 

Mit Beiträgen von und über Philomena Franz, Ilija Jovanović, Otto Rosenberg, Ceija Stojka, Alfreda Noncua Markowska, Walter Winter, Josef Serinek, Johann „Rukeli“ Trollmann, Hugo Höllenreiner, Zoni Weisz, Melanie Spitta u.a. werden die widerständigen Autor*innen geehrt und der Entrechtung und dem Massenmord an Rom*nja und Sinti*zze gedacht.

 

Auch heute noch kämpfen Rom*nja und Sinti*zze weltweit um gleiche Rechte. Aus den Kämpfen der Vergangenheit soll eine Portion Mut und Kraft in die Gegenwart geholt werden.

 

Weitere Informationen zu der Gedenkveranstaltung sind hier zu finden.

 

Sachsenburger Dialog, 01. und 02.06.2024

Anlässlich des ersten Lagerappells im KZ Sachsenburg Anfang Juni 1933 findet seit 2009 der Sachsenburger Dialog statt, ein Format des Austauschs, der Information, des gemeinsamen Gedenkens, initiiert und organisiert von der Geschichtswerkstatt Sachsenburg und der Lagerarbeitsgemeinschaft.

 

In diesem Jahr macht eine Podiumsdiskussion der sLAG in Chemnitz den Auftakt: Mit Frank Richter (MdL, SPD), Volkmar Zschocke (MdL, BÜNDNISGRÜNE), Stefan Hartmann (Landesvorsitzender DIE LINKE) und Iris Firmenich (MdL, CDU) sprechen wir am Samstag, den 01.06., ab 18 Uhr, im Alten Heizhaus, Chemnitz, über die „Zukunft der sächsischen Erinnerungskultur“.

 

Öffentliche Führung, ehemaliges KZ Sachsenburg, 2021 (Archivbild sLAG)

 

Am Sonntag, den 02.06., beginnt das Programm in Sachsenburg mit einer Gedenkveranstaltung
(10 Uhr) mit Musik vom Jugendblasorchester der Musikschule Frankenberg und einer Kranzniederlegung (11 Uhr am Denkmal). Nach der Mittagspause (13 Uhr) stellt Anna Schüller das 2023 erschiene Buch „Geistliche im KZ Sachsenburg“ vor, anschließend folgt der Dialog mit Nachkommen und Gästen zu den Themen des Buchs und es gibt aktuelle Informationen zur künftigen Gedenkstätte.

 

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt frei und die Fischerschänke in Sachsenburg ist zur Versorgung der Gäste geöffnet.

 

„Was hast du da auf dem Kopf?“ – Kinderbuchausstellung zu jüdischem Leben für Kindergärten

Ausgehend von unseren Erfahrungen mit der bisherigen Ausstellung für das Grundschulalter legen wir in diesem Projekt den Fokus auf Kindertageseinrichtungen. In der Ausstellung und mit den Kinderbüchern können sich Kinder im Alter bis zu sechs Jahren spielerisch mit dem Thema Judentum und jüdische Kultur beschäftigen. Die Ausstellung bietet die Grundlage für offene Lernarrangements vor Ort, die zum Diskutieren und Philosophieren einladen. Einen erfolgreichen ersten Testlauf gab es bereits in der KiTa „Kleiner Globus“ des Ausländerrats Dresden e.V. Im Mai werden wir mit der Ausstellung in der Kindertageseinrichtung in der LOUISE des Malwina e.V. sein. Dort wird es am 16.05. von 17-18 Uhr für alle Interessierten die Möglichkeit geben, sich die Ausstellung anzuschauen.

 

Mit dem Projekt haben wir dieses Jahr noch die Möglichkeit, drei weitere Kindergärten in Sachsen zu besuchen. Dank der Förderung durch das Weltoffene Sachsen kommen dabei keinerlei Kosten auf die Träger zu. Der flexible Aufbau ermöglicht es, die Ausstellung an die räumlichen Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Da die Ausstellung auf PVC-Planen gedruckt ist, ist sie sehr robust und daher langlebig. Sie kann auch nach Abschluss des Projekts weiterhin ausgeliehen werden.

 

Verliehen wird von uns weiterhin auch die Ausstellung für das Grundschulalter. Weitere Informationen unter: https://hatikva.de/kinderbuchausstellung.htm

 

Madeleine Weis, HATiKVA e.V.

 

Das „Mitmach-Raum-Tagebuch“ geht weiter – Vorhaben für 2024

Das Projektteam des Mitmach-Raum-Tagebuchs „Das Kriegsende im Tharandter Wald“ hat auch 2024 noch alle Hände voll zu tun. Neben der Auswertung weiteren Materials und der Veröffentlichung von Einträgen in das Raumtagebuch, stehen insbesondere zahlreiche Gespräche mit Interviewpartner*innen an, die sich im Nachgang des Website-Launchs gemeldet haben.

 

Auf Anregung und Initiative von André Kaiser ist ab Mai 2024 die Realisierung von „Gedenkhinweisen“ geplant. Dabei handelt es sich um kleine Schilder, die wichtige Orte aus dem Raum-Tagebuch markieren und via QR-Code zu den entsprechenden Beiträgen führen. Das Mitmach-Raum-Tagebuch wird somit auch im öffentlichen Raum präsent sein und informiert direkt an den verschiedenen Schauplätzen über die dortigen Ereignisse zum Kriegsende. Zu den ersten „Gedenkhinweisen“ findet am 12.05. ein öffentlicher Rundgang statt. Bis zum Tag des offenen Denkmals am 08.09. sollen die „Gedenkhinweise“ ergänzt werden.

 

Weitere Informationen zu den zahlreichen Vorhaben 2024 hat das Projektteam auf seiner Website veröffentlicht.

 

Entwicklungen und Stellungnahme zum Ausstellungspfad auf der Burg Hohnstein

Im April 2023 wurden im Hohnsteiner Max-Jacob-Theater die Pläne für den neuen Ausstellungspfad bzw. das Museumskonzept für die Burg Hohnstein vorgestellt. Gemäß AKuBiZ e.V. wurde dabei ein Teil der bis dahin stattgefundenen Prozessergebnisse genauso ignoriert wie die zuvor angekündigte Einbeziehung lokaler Historiker*innen. Das Konzept sah vor, die Erinnerung an das frühe KZ und an das Kriegsgefangenlager auf der Burg weiter abzubauen. Aus diesem Grund schrieb der AKuBiZ e.V. im April 2023 einen Brief an die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung sowie des Planungsbüros und an die Ausstellungsdesigner.

 

Anfang April 2024, nach fast einem Jahr, in dem AKuBiZ e.V. auf Rückmeldungen auf den Brief und die darin enthaltene Stellungnahme warten, hat sich AKuBiZ e.V. entschlossen den Brief zu veröffentlichen.

 

Am 17.04.2024 fand ein sehr konstruktives Treffen in Hohnstein statt. Dabei konnten viele Missverständnisse aus der Versammlung vom 25. März 2023 ausgeräumt werden. Die Vertreter*innen der Stadt nahmen die Gedanken des AKuBiZ e.V. auf und sicherten zu, dass die vorhandenen Gedenktafeln im Burggarten an ihren bisherigen Stellen verbleiben. An der Gestaltung der Ausstellungsteile über die Zeit 1924 bis 1945 wird AKuBiZ e.V. beteiligt werden.

 

Die weiteren Entwicklungen und die Stellungnahme „Reflexion zur Vorstellung des Ausstellungskonzepts am 25.4.2023“ können auf der Website des AKuBiZ e.V. nachgelesen werden.

 

„Leerstellen – Betroffene rechter Gewalt im Landkreis Leipzig und ihre Perspektiven“ – Ein Projekt des Netzwerks für Demokratische Kultur e.V. Wurzen

Rechte Gewalt hat viele Formen und kann von einer Atmosphäre der Angst bis hin zu Anschlägen reichen. Im Landkreis Leipzig gibt es seit den 1990er Jahren eine lange Liste von Fällen rechter Gewalt. Gesprochen wird vor allem über die Täter*innen und ihr menschenfeindliches Gedankengut. Die Betroffenen kamen dabei bisher selten zu Wort.

 

 

Im Projekt „Leerstellen“ nun stehen Betroffene rechter Gewalt und ihre Perspektiven, Erfahrungen und Erlebnisse im Vordergrund. Diese sollen im Rahmen einer Webdokumentation sichtbar werden und so ein Erinnern an Taten und Betroffene rechter Gewalt im Landkreis Leipzig von den 1990er Jahren bis in die Gegenwart ermöglichen. Den Kern des Projekts bildet eine Webdokumentation. Von 2023 bis 2025 werden vier Fälle rechter Gewalt bearbeitet und in verschiedenen Episoden dargestellt. Die Webdokumentation vereint dabei Texte, historische Dokumente sowie Audio- und Videointerviews, um die Perspektiven und Erzählungen von Betroffenen sichtbar zu machen.

 

Seit dem 14.04. ist die erste Episode des Projekts online zu finden. Die Episode setzt sich mit dem Angriff auf Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig ’99 e.V. durch 50 Neonazis in Brandis am 24.10.2009 auseinander. Die Betroffenen berichten in der Webdokumentation über ihre Erlebnisse an dem Tag sowie die Erfahrungen, die sie im Nachgang vor Gericht, bei der Pressearbeit oder im Umgang mit Behörden machten. Auch die Geschichte des Vereins sowie die Entwicklungen und Veränderungen, die er seit dem Überfall in Brandis durchlaufen hat, werden thematisiert.

 

Lena Schlutter, Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.

 

Sonstiges

Crowdfunding „Bruchstelle 1938 – Rettung eines Reliktes der ehemaligen Plauener Synagoge“

Die jüdische Gemeinde Plauens errichtete 1930 eine Synagoge, welche als vorletzte Synagoge Deutschlands vor der Machtübernahme der NSDAP geweiht wurde. Während der Novemberpogrome wurde die Synagoge nur acht Jahre später zerstört und die Überreste mussten auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgetragen werden. 2021 konnte ein Mauerüberrest als Teil der einstigen Außenmauer der Synagoge identifiziert werden.

 

Nun hat die Stadt Plauen ein Crowdfunding zur Deckung des 15-prozentigen Eigenanteils, der für die Sanierung dieses baulichen Relikts nötig ist, ins Leben gerufen. Die Stadt Plauen möchte mit der Teilfinanzierung durch Bürger*innen „das Projekt auf ein gutes und breites Fundament stellen, zu dem möglichst viele Menschen ihren ‚Stein‘ beitragen“.

 

Eine Spende für das Projekt „Bruchstelle 1938 – Rettung eines Reliktes der ehemaligen Plauener Synagoge“ ist über die Crowdfundingseite „Viele schaffen mehr“ möglich.

 

Einrichtung einer Gedenk- und Begegnungsstätte am Gelände des ehemaligen „Leipziger Bahnhofs“ in Dresden-Neustadt

Der „Förderkreis Alter Leipziger Bahnhof“ ist ein seit 2021 existierendes Bündnis aus Initiativen und Einzelpersonen, die in Dresden zum NS und zum jüdischen Leben arbeiten und sich zusammengeschlossen haben mit der Forderung, am Ort des ehemaligen „Leipziger Bahnhofs“ (direkt hinter dem Bahnhof Dresden-Neustadt) eine Gedenk- und Begegnungsstätte einzurichten.

 

Der ehemalige „Leipziger Bahnhof“ war in der NS-Zeit Deportationsort für die jüdischen Menschen aus Dresden: Von hier aus ging am 21. Januar 1942 eine Deportation nach Riga und am 3. März 1943 eine weitere nach Auschwitz. Außerdem war er Durchgangsbahnhof für viele Deportationszüge aus den weiter westlich gelegenen Großstädten, z.B. Düsseldorf. Der Bahnhof diente grundsätzlich als Infrastruktur für den Transport von Rüstungsgütern und Militärtransporten. Da er umgeben war von Industriebetrieben, spielt auch das Thema Zwangsarbeit eine große Rolle, ist bislang aber noch massiv untererforscht.

 

Grundsätzlich hat die Stadt Dresden diese Forderung bereits aufgenommen und vor Kurzem eine Ausschreibung zur Erstellung eines „Nutzungs- und Betreiberkonzepts“ durchgeführt, über deren Ergebnis noch nicht entschieden ist. Auf diese Ausschreibung haben wir uns als Förderkreis beworben und eine Stiftung mit zivilgesellschaftlicher Beteiligung vorgeschlagen. Dazu haben wir auch einen eigenen Verein gegründet, um eine juristische Form zu haben. Das soll allerdings nicht den Bündnischarakter einschränken, der Förderkreis ist weiterhin offen für alle, die sich in die Diskussionen dazu einbringen wollen. Wie schon in den vergangenen Jahren und teilweise in Kooperation mit anderen Dresdner Initiativen organisieren wir Veranstaltungen am Ort. Aktuell laufen die Planungen für unser diesjähriges Sommerprogramm.

 

Die aktuelle politische Diskussion um das Gelände geht auf die früheren Plänen der Globus Holding AG zurück, die auf dem Gelände einen riesigen Supermarkt bauen wollte. Globus sucht inzwischen einen anderen Standort und möchte einen entsprechenden Grundstückstausch mit der Stadt Dresden durchführen. Das gesamte Areal soll nun als neues Stadtquartier entwickelt werden. Die Gedenk- und Begegnungsstätte ist dabei eingeplant, allerdings ist unklar, wie sie dann aussehen wird und wann es zum erwähnten Grundstückstausch kommen wird. Insofern ist nach wie vor alles offen, und wir freuen uns, wenn auch ihr die Entwicklungen kritisch-solidarisch verfolgt.

 

Dana Schlegelmilch, „Förderkreis Alter Leipziger Bahnhof“

 

Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine

Die russische Vollinvasion auf die Ukraine dauert nun mehr als zwei Jahre an. Weiterhin benötigen die Menschen in der Ukraine unsere finanzielle Hilfe.

 

Das am 09.03.2022 gegründete Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine unterstützt NS-Überlebende, ihre Familien sowie Fachkolleg*innen in der Ukraine mit finanziellen Soforthilfen und dringend benötigten Hilfsgütern. Dabei erreicht das Hilfsnetzwerk Holocaust-Überlebende, Porajmos-Überlebende sowie ehemalige Zwangsarbeiter*innen und deren Kinder.

 

In den vergangenen zwei Jahren konnte das Hilfsnetzwerk über 4500 Mal durch finanzielle Soforthilfen oder Hilfsgüter NS-Überlebende und 828 Mal Angehörige und Fachkolleg*innen unterstützen.

 

 

Spendenkontakt

Empfänger: Kontakte-Kontakty
IBAN: DE59 1009 0000 2888 9620 02
BIC: BEVODEBB
Stichwort: Hilfsnetzwerk

 

Publikationen | Materialien

Broschüre „Holocaust und Kolonialismus – Deutungskämpfe um das Erinnern“

Die Publikation des Erich Zeigner Haus e.V. entstand im Rahmen der Fachtagung „Holocaust und Kolonialismus – Deutungskämpfe um das Erinnern?“, die am 23. November 2023 im Leipziger Neuen Rathaus stattfand.

 

Die Broschüre versammelt Beiträge, die von den Referent*innen zu den Inhalten ihrer Vorträge und Workshops verfasst wurden und diese kompakt wiedergeben. Sie beleuchtet die aktuellen erinnerungspolitischen Debatten sowie die vielfältigen Herausforderungen, die sich aus dem Vergleich historischer Ereignisse, insbesondere zwischen dem Holocaust und dem Kolonialismus, ergeben.

 

Weitere Informationen und Download der digitalen Version: Erich Zeigner Haus e.V.

 

 

„Als junger Luxemburger in NS-Haft – Die Tagebücher von Joseph Stephany“

Joseph Stephany war im Zweiten Weltkrieg im Torgauer Militärgefängnis Fort Zinna inhaftiert. Der Erinnerungsort Torgau und das Nationale Militärgeschichtliche Museum in Diekirch (Luxemburg) haben nun seine heimlich geschriebenen Tagebücher aus der Haft gemeinsam herausgegeben. Schüleri*innen des Johann-Walter-Gymnasiums in Torgau haben die Tagebücher ins Deutsche übersetzt. Bewegend zeigen die Tagebücher die Gedanken, Hoffnungen und Ängste eines jungen Mannes, der Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete.

 

Das Buch ist im Webshop der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zu erwerben.

 

 

Newsletter
Unser nächster regulärer Newsletter erscheint im Juni 2024. Bis dahin veröffentlichen wir Termine, Mitteilungen und Kurznachrichten wie gewohnt unter www.slag-aus-ns.de, bei Facebook, bei Bluesky und Twitter.

 

17.06.2024
Redaktionsschluss Newsletter Juni

 

Veranstaltungen

Hier findet ihr interessante Veranstaltungen unserer Mitglieder und der Fachstelle. Bitte informiert euch auch auf den Websites der Veranstalter*innen über den aktuellen Stand und Anmeldemodalitäten.

 

26.–28.04.2024, 16:00 Uhr
Wanderwochenende: „Geschichte erinnern, Zukunft gestalten: Gedenkarbeit in der Sächsischen Schweiz“, Educat Kollektiv, Ort: Rathewalde


03.05.2024
Wanderung: Widerständige Wege – Vielfalt des Widerstands, AKuBiZ e.V.
Die Veranstaltung ist leider ausgebucht.


04.05.2024, 14:00 Uhr
Rundgang: „Der Mensch als Ballast“, AG Geschichte des Treibhaus e.V., Ort: Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen, Großweitzschen


05.05.2024, 10:00 Uhr
Gedenkfahrt für die Opfer der Todesmärsche, Ort: Heimatmuseum Borsdorf
Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms „Erinnerungspolitische Wochen“ des NDK Wurzen


06.05.2024, 12:00 Uhr
Namenlesung am Jom haSchoah, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V., Kreuzkirche, Dresden


08.05.2024, 16:00 Uhr
Lesung zum Gedenken an den Tag der Bücherverbrennung, Ort: Marktplatz Wurzen
Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms „Erinnerungspolitische Wochen“ des NDK Wurzen


08.05.2024
Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Lagers Stalag VIII A und dem Ende des Zweiten Weltkrieges, Meetingpoint Memory Messiaen e.V., Ort: Europäisches Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur, Zgorzelec PL


12.05.2024, 14:00 Uhr
Rundgang zu den Prototypen der Gedenkhinweise im Rahmen des Projektes „Ein Mitmach-Raum-Tagebuch. Das Kriegsende im Tharandter Wald, Ort: Kurplatz, Kurort Hartha


12.05.2024, 14:00 Uhr
Der Alte Jüdische Friedhof – Geschichte und Besonderheiten, HATiKVA e.V., Ort: Alter Jüdischer Friedhof, Dresden


15.05.2024, 17:30 Uhr
„Mehrgenerationen-Stammtisch ’99“ – Vorstellung und Diskussion der „Gedenkhinweise“ und weiterer Aktivitäten des „Mitmach-Raum-Tagebuchs“ zum Kriegsende im Tharandter Wald, Ort: Kirchners Gaststätte, Kurort Hartha


16.05.2024, 18:00 Uhr
Vortrag: „Panorama der Befreiung: Neue Fotos und Dokumente zum Kriegsende 1945 in Waldenburg“, mit Dr. Martin Clemens Winter, Ort: Rathaus Waldenburg


16.05.2024, 19:00 Uhr
International Roma Resistance Day. Lesung von Gedichten, Biografien und Geschichten des Widerstands von Roma und Sinti im Nationalsozialismus, Ort: Brücke-Most-Stiftung, Dresden
Eine Veranstaltung in Kooperation von Fachnetzwerk Antiromaismus/Antiziganismus Sachsen, Romano Sumnal e.V., Gruppe gegen Antiromaismus, RomaRespekt, Brücke-Most-Stiftung und riesa efau.


17.05.2024, 14:00 Uhr
„Im Hier und Jetzt gegen das Vergessen – Argumentationstraining zum Umgang mit menschenfeindlichen Äußerungen und Verschwörungserzählungen in Gedenkstätten und bei Veranstaltungen zivilgesellschaftlicher Akteur*innen“, Ort: Treibhaus Döbeln
Eine Anmeldung ist bis zum 02.05.2024 möglich: info@slag-aus-ns.de
Eine Veranstaltung der sLAG, der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und des Kulturbüros Sachsen e.V.; gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung


19.05.2024, 11:00 Uhr
Lesung: Historische Orte zwischen Bewahrung und Verfall – Eine Radour entlang der Zeitgeschichte, Ort: Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, Zeithain


24.05.2024, 9:00 – 17:00 Uhr
Gedenkstättenfahrt: „Zeitenblicke. Kriegsgefangenenlager Elsterhorst und vergessene KZ-Außenlager bei Hoyerswerda 1939–1948“, Brücke|Most-Stiftung, Ort: Dokumentationszentrum Kriegsgefangenenlager Elsterhorst, Elsterheide
Eine Anmeldung ist bis zum 13.05.2024 möglich: b.paetzold@bmst.eu


26.05.2024, 11:00 Uhr
Stadtrundfahrt „Jüdisches Leben in Dresden“, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V., Kreuzkirche, Dresden


28.05.2024, 09:15 Uhr
Stolpersteinverlegung im Rahmen des Besuchsprogramms für ehemalige jüdische Leipziger*innen und ihren Nachfahren, Orte: siehe Webpräsenz


01.06.2024, 18:00 Uhr
Podiumsdiskussion / Auftakt des Sachsenburger Dialogs: „Zukunft der sächsischen Erinnerungskultur“ mit Frank Richter (MdL, SPD), Volkmar Zschocke (MdL, BÜNDNISGRÜNE), Stefan Hartmann (Landesvorsitzender DIE LINKE) und Iris Firmenich (MdL, CDU), Ort: Altes Heizhaus, Chemnitz


02.06.2024, ab 10:00 Uhr
Sachsenburger Dialog mit Gedenkveranstaltung, Musik, Buchvorstellung und Gesprächen, Ort: Sachsenburg, Frankenberg (ehemalige Fabrik)


02.06.2024, 11:00 Uhr
Spurensuche im ehemaligen Justizkomplex am Münchner Platz, Ort: Gedenkstätte Münchner Platz, Dresden


06.06.2024, 19:00 Uhr
Vortrag: „Antifaschistische Waschmaschinen? Perspektiven, Chancen und Probleme einer demokratischen Erinnerungskultur in Sachsen“, mit Jonas Kühne, Ort: Capa-Haus, Leipzig
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Demokratie. Geschichte. Schreiben. – Politische Teilhabe und demokratische Bewegungen in und über Sachsen hinaus“.
Eine Veranstaltung der sLAG in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig; gefördert durch die Alfred Landecker Foundation


07.06.2024, 09:00 Uhr
Gedenkstättenfahrt: „Zeitenblicke. Venusberg/Wilischthal (Erzgebirge) 1944/45 – beinah vergessene Außenlager des KZ Flossenbürg“, Brücke|Most-Stiftung, Ort: Spinnerei Venusberg – Wilischthal, Venusberg/Wilischthal (Erzgebirge)
Eine Anmeldung ist bis zum 27.05.2024 möglich: b.paetzold@bmst.eu


07.06.2024
18. Wanderseminar: „Auf den Spuren der Roten Bergsteiger*innen“, AKuBiZ e.V.
Die Veranstaltung ist leider ausgebucht.


10.06.2024, 19:00 Uhr
Buchvorstellung „Geistliche im Konzentrationslager Sachsenburg“, mit Oliver Arnhold (Autor) und Raimund Grafe, Ort: Capa-Haus, Leipzig
Eine Veranstaltung der sLAG und der Geschichtswerkstatt Sachsenburg e.V.


15.06.2024, 10:00 Uhr
Fahrradtour: „Jüdisches Leben in Kunst und Kultur“, AKuBiZ e.V., Ort: Kulturkiste Pirna


21.–23.06.2024, 16:00 Uhr
Wanderwochenende: „Geschichte erinnern, Zukunft gestalten: Gedenkarbeit in der Sächsischen Schweiz“, Educat Kollektiv, Ort: Rathewalde


26.–28.06.2024, 11:00 Uhr
68. Bundesweites Gedenkstättenseminar „Nie wieder! Nie wieder was? – Antisemitismus- und rassismuskritische Ansätze in der Gedenkstättenpädagogik“, Ort: Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin
Veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und dem Gedenkstättenreferat der Stiftung Topographie des Terrors in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Gedenkstättenpädagogik
Eine Anmeldung über die Anmeldemaske ist bis zum 02.05. möglich.


22.–24.08.2024
Gedenkstättenfahrt: „Berlin und Ravensbrück – Facetten der NS-Geschichte“, Herbert-Wehner-Bildungswerk, Ort: Berlin und Ravensbrück

 

Tipps

Hier findet ihr interessante Veranstaltungen, die außerhalb vom Netzwerk organisiert werden. Bitte informiert euch auch auf den Websites der Veranstalter*innen über den aktuellen Stand und Anmeldemodalitäten.

 

08.05.2024
Eröffnung des Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Trägerschaft der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Ort: Jorge-Semprún-Platz, Weimar


30.05.2024, 09:00 Uhr
Konferenz: 9. Jahreskonferenz des Demokratie-Zentrums Sachsen, Ort: Deutsches Hygiene-Museum, Dresden
Eine Anmeldung ist bis zum 26.05.2024 über die Anmeldemaske möglich.


30.05.2024 & 31.05.2024
Kongress: „Demokratie in Sachsen – 4 Jahre EFBI“, Ort: Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Leipzig
Eine Anmeldung ist bis zum 30.04.2024 möglich: efbi@uni-leipzig.de


31.05.2024, 12:00 Uhr
Onlinevortrag: „Archiv und Erinnerung – Zur Verschränkung von Mediengeschichte und Historiographie“, mit Prof. Dr. Karin Priem (Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History / C2DH)


01.06.2024, 14:00 Uhr
Workshop: „Antisemitismus als Erfahrung und Phänomen“, mit Romina Wiegemann und Jana Scheuring, Ort: Kosmotique, Dresden
Eine Anmeldung ist bis zum 15.05.2024 möglich: betreiber_innen@kosmotique.org


20.06.2024, 15:30 Uhr
Exkursion „Demokratiearbeit, Jugendbildung und Erinnerungskultur made in Zwickau“, Ort: Projekt 46, Alter Gasometer, Zwickau
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Demokratie. Geschichte. Schreiben. – Politische Teilhabe und demokratische Bewegungen in und über Sachsen hinaus“.
Um eine Anmeldung bis zum 06.06.2024 wird gebeten: a.leistner@uni-leipzig.de


bis 22.09.2024, 11:00 – 17:00 Uhr
Ausstellung: „Unter Druck – e.o.plauen, der Ullstein Verlag und das Presseviertel in Berlin“, Ort: Galerie e.o.plauen, Plauen