Liebe Mitglieder der sLAG, liebe Interessierte,
vor drei Jahren, am 18.09.2018, wurde in Frankenberg die sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gegründet. 37 Interessierte aus 20 Projekten, Vereinen und Initiativen sowie engagierte Einzelpersonen waren damals zusammengekommen, hatten sich zu Selbstverständnis und Arbeitsweise verständigt und einen Sprecher*innenrat gewählt. Heute zählt das Netzwerk mehr als 80 Mitglieder, seit Mai letzten Jahres hat die sLAG eine Service- und Beratungsstelle mit einer Referentin und einem Referenten in Leipzig. In diesem Monat veröffentlichen wir unseren ersten Newsletter. Er löst die bisher eher internen Informationen für die Mitglieder ab und richtet sich neben den Mitgliedern der sLAG an eine interessierte Öffentlichkeit und ist ab sofort auch auf unserer Homepage zu finden.
Hinter uns liegen nicht nur drei Jahre einer intensiven Gründungs- und Aufbauphase der sLAG, hinter uns liegt auch die Bundestagswahl. Im Vorfeld hatte der bundesweit agierende Verband der Gedenkstätten in Deutschland e.V. / FORUM (VGDF) in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass diese Wahl eine Richtungsentscheidung mit Auswirkungen auch auf die Arbeit der Gedenkstätten an Orten der NS-Verbrechen sein wird. Weiter heißt es dort:
Die aktuelle Verbreitung von antisemitischen Verschwörungslegenden und verharmlosenden NS-Vergleichen durch Pandemieleugner:innen sowie das Erstarken von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus, die Hetze von AfD und anderen extrem rechten Parteien gegen den angeblichen ‚Schuldkult‘ machen deutlich, wie wichtig ein reflexives Geschichtsbewusstsein für unsere demokratische Kultur und Gesellschaftsordnung ist – erst recht in einer Zeit, in der es kaum noch Überlebende des NS-Terrors gibt, die warnend ihre Stimmen erheben können.“
Die Ergebnisse der Wahl sind bekannt: Die AfD gewann in Sachsen die meisten Stimmen und zehn der 16 Direktmandate. Vor diesem Hintergrund und auch vor dem der sächsischen Erinnerungspolitik der letzten Jahrzehnte erscheint es geradezu geboten, dass wir unsere Arbeit intensivieren. Dazu gehört jedoch ebenso, dass die sächsische Landespolitik diesem Thema eine größere Aufmerksamkeit widmet und Bedingungen schafft, die eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem Erbe des NS befördert. Das betrifft neben der Arbeit institutionalisierter Gedenkstätten vor allem auch die Unterstützung der bürgerschaftlich engagierten Menschen in Vereinen und Initiativen, die einen wesentlichen Beitrag für eine demokratische Erinnerungskultur in Sachsen leisten. Das ist unsere Forderung an die sächsische Landespolitik!
Abschließend eine Bitte an euch, die Mitglieder der sLAG: Wir möchten euch mit dem neu gestalteten Format des Newsletters die Möglichkeit eröffnen, an dieser Stelle Gedanken zu Themen der Erinnerungskultur, Berichte aus eurer Arbeit usw. als Editorial zum Newsletter zu veröffentlichen. Der Newsletter wird zweimonatlich erscheinen, Beiträge für die nächste Ausgabe können bis zum 15.11.2021 an unsere E-Mail-Adresse info@slag-aus-ns.de eingesandt werden. Das betrifft neben dem Editorial natürlich auch alle anderen Themen, wie z.B. Veranstaltungsankündigungen, Unterstützungsanfragen, Hinweise auf Literatur, Filme etc. Wir wünschen uns, dass der Newsletter ein lebendiges Abbild unseres Netzwerkes zeichnet. Also fühlt euch herzlich eingeladen!
Eure Sprecher*innen sowie die Mitglieder Vorstands des Fördervereins der sLAG
Mit zahlreichen Kooperationspartner*innen hat die sLAG in diesem Jahr eine sachsenweite Tour mit dem mehrfach preisgekrönten Film „Zustand und Gelände“ von Ute Adamczewski organisiert. Themen sind die frühen Konzentrationslager in Sachsen und die verschiedenen Erinnerungskulturen seit 1945. Die Screenings werden von Vorträgen, Workshops und Gesprächen begleitet.
Noch neun Stationen hat unsere Filmtour mit „Zustand und Gelände“ im Oktober und November.
Von Weißwasser in der Oberlausitz (10.10.) geht es nach Chemnitz (05.11.) und Dresden (09.11.), nach Döbeln in Mittelsachsen (05.11.), Wurzen im Landkreis Leipzig (11.11.), nach Löbau, und damit nochmals in die Oberlausitz (13.11.), und schließlich ins Erzgebirge und die Sächsische Schweiz nach Oelsnitz (15.11.) und Annaberg-Buchholz (16.11.) und nach Königstein (17.11.).
Die Regisseurin Ute Adamczewski, hier im Bild bei der Veranstaltung am 16.09.2021 im Leipziger UT Connewitz, reist mit. Alle Termine und Informationen zum Rahmenprogamm finden sich auf der Projektseite zur Tour.
Am 13.10.2021 findet an der Hochschule in Mittweida der Erinnerungspolitische Fachtag statt. Der Fachtag ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung mit wechselndem Fokus auf Themen und Problemlagen der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit.
In seiner siebten Ausgabe widmet er sich mit Rückblick und Bilanz der sächsischen Erinnerungspolitik, die seit der Gründung des Freistaates ein politisch sehr umkämpftes Feld gewesen ist.
Auch zum Fachtag informiert eine Projektseite.
Die Veranstaltung ist zwar mittlerweile ausgebucht, aber für Kurzentschlossene gibt es nach wie vor die Möglichkeit per Zoom dabei zu sein. Bitte schreibt uns bei Interesse bis zum 11.10.2021 an info@slag-aus-ns.de.
Wir möchten euch zudem noch besonders auf die am Abend stattfindende Podiumsdiskussion hinweisen. Von 18:15-19:45 Uhr werden im Rahmen der hochschuleigenen Reihe Dialog Kontrovers Extra Thomas Lindenberger (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung), Markus Pieper (Stiftung Sächsische Gedenkstätten), Elke Gryglewski (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) und Daniela Schmohl (sLAG) über die Herausforderungen und Perspektiven der sächsischen Erinnerungsarbeit diskutieren. Diese Veranstaltung wird live auf Youtube gestreamt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Hier kann der Stream am 13.10.2021 abgerufen werden.
In Kooperation mit dem Kulturbüro Sachsen e.V. und der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig bieten wir am 12.11. einen praxisorientierten Workshop zum Umgang mit rechten, menschenfeindlichen Äußerungen und Handlungen an. Ausgangspunkt sind konkrete Praxisbeispiele aus der Vermittlungsarbeit an NS-Gedenkorten. Anhand von Fallbeispielen werden mögliche Dynamiken analysiert und verschiedene Handlungsstrategien erprobt und anschließend reflektiert. Ziel ist es, entsprechend problematisches Verhaltensweisen bewusster wahrzunehmen und einzuordnen, Argumentationsstrategien und Reaktionsmöglichkeiten zu entwickeln, sicherer im Umgang mit herausfordernden Situation zu werden sowie eigene Grenzen zu reflektieren.
Den Workshop leiten Susanne Feustel und Anja Thiele.
Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Anmeldungen via info@slag-aus-ns.de sind bis zum 10.10.2021 erwünscht und werden in der Reihenfolge des Eingangsdatums berücksichtigt. Die Adresse des Veranstaltungsorts wird mit der Anmeldebestätigung bekanntgegeben.
Damit der Workshop auf die konkreten Herausforderungen der Teilnehmer*innen ausgerichtet ist, werden diese herzlich gebeten, konkrete Fallbeispiele oder etwaige Szenarien und Themen bis 8.11. via info@slag-aus-ns.de einzubringen. Diese werden selbstverständlich anonymisiert.
Nach drei Online-Workshops mit den Arolsen Archives in diesem Jahr ist eine netzwerkübergreifende Arbeitsgruppe der Teilnehmenden zu den Themen Archivierung und Datenbanken in Gründung. Das nächste und erste persönliche Treffen wird im Rahmen des oben genannten Fachtags stattfinden.
Anfang Dezember treffen sich die Mitglieder der sLAG in Dresden zum Landesweiten Arbeitstreffen. Öffentlich ist der Vortrag von Dr. Sebastian Schönemann (Gedenkstätte Hadamar) zum Thema „Symbolbilder des Holocaust – Zum Umgang mit historischen Fotografien“ (18 Uhr, Motorenhalle, nur mit Anmeldung).
10.10. bis 17.11.2021
Filmtour „Zustand und Gelände“, alle Termine siehe sLAG-Website
13.10.2021, (ab) 10 Uhr
Erinnerungspolitischer Fachtag (Hochschule Mittweida)
27.10., 16 Uhr
sLAG-Speed-Meeting entfällt
12.11.2021, 10–16 Uhr
Workshop Argumentationstraining – Umgang mit Rechten in Gedenkstätten, Leipzig
24.11.2021, 16-17 Uhr
sLAG-Speed-Meeting (für Mitglieder)
Gast: Dr. Markus Pieper (Geschäftsführer Stiftung Sächsische Gedenkstätten, angefragt)
03.12.2021, 15–17:30 Uhr
Landesweites Arbeitstreffen der sLAG (Dresden, Motorenhalle), nur für Mitglieder
03.12.2021, 18 Uhr
Vortrag „Symbolbilder des Holocaust – Zum Umgang mit historischen Fotografien“ mit Dr. Sebastian Schönemann (Gedenkstätte Hadamar), Motorenhalle Dresden (Anmeldung über info@slag-aus-ns.de)