In dem Positionspapier unterbreitet die sLAG Vorschläge, wie die sächsische Erinnerungskultur in der künftigen Legislaturperiode weiterentwickelt und gestärkt werden kann.
Erinnern für die Zukunft der Demokratie
Die sächsische Erinnerungskultur hat in den letzten fünf Jahren eine Entwicklung mit grundlegenden Veränderungen genommen. Mit der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) und ihrer seit 2020 professionell arbeitenden Fachstelle existiert eine sachsenweit agierende und gut vernetzte Interessenvertretung und Selbstorganisation von Einzelpersonen, Initiativen, Vereinen und Gedenkstätten, die sich auf unterschiedlichste Weise mit der NS-Geschichte auseinandersetzen und entsprechende Angebote in die Öffentlichkeit tragen. Die noch vor vier Jahren von Skandalen gelähmte Stiftung Sächsische Gedenkstätten konnte den dringend nötigen personellen und strukturellen Neuanfang wagen. In Großschweidnitz und auf dem Kaßberg in Chemnitz konnten zwei neue Gedenkstätten erfolgreich ihre Arbeit aufnehmen. Wichtige Themen wie das der „Euthanasie“-Verbrechen“ rücken so verstärkt in den Blick. Zu den positiven Entwicklungen gehört auch die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Wissenschaft, beispielsweise bei den zuletzt etablierten gemeinsamen Workshops zur NS-Zwangsarbeit.
„Das alles sind sehr ermutigende Zeichen für uns“, so sLAG-Sprecherin Daniela Schmohl. „Aber die Erinnerungsarbeit in Sachsen ist noch weit davon entfernt, ihre vollen Potentiale auszuschöpfen und die Neustrukturierung der Stiftung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Der vom ehemaligen Geschäftsführer hinterlassene Scherbenhaufen ist größer, als wir alle vermutet hatten. Die Licht- und Schattenseiten lassen sich am Beispiel des früheren KZ in Sachsenburg wie in einem Brennglas sehen. Während der Abriss der ehemaligen Kommandantenvilla ein Tiefpunkt in der Erinnerungskultur der vergangenen Jahre war, ist der Prozess zum Aufbau einer so wichtigen Gedenkstätte in Erinnerung an die Verfolgung und den Terror in den frühen Lagern ein gutes Stück vorangekommen.“
In ihrem Positionspapier unterbreitet die sLAG Vorschläge, wie die sächsische Erinnerungskultur in der künftigen Legislaturperiode weiterentwickelt und gestärkt werden kann.
Daniela Schmohl:
„Wir fordern ein erinnerungspolitisches Konzept für Sachsen und eine Stärkung von Vernetzung und Forschung. Die Erinnerungsarbeit muss auskömmlich finanziert werden! Dazu gehört eine sukzessive Verdreifachung der Mittel in den kommenden Jahren, um die personelle Unterfinanzierung zu beenden, in die Struktur der Erinnerungsorte zu investieren, eine Weiterentwicklung der bestehenden Gedenkstätten zu ermöglichen und innovative Verbundprojekte in Forschung, Vernetzung, Bildung und Digitalisierung umzusetzen.
Die Erinnerungsarbeit steht vor vielen gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Wir sehen wie verbreitet Rassismus und Geschichtsrevisionismus sind, wir hören Warnrufe wie zuletzt das Statement der Landesschülervertretungen der Ostländer zu Rechtsextremismus an den Schulen. Politisch-historische Arbeit in den Initiativen und Gedenkstätten ist aktueller und gefragter denn je! Hinzu kommen Themen wie die digitale Transformation und die künftige Ausgestaltung der Erinnerungslandschaft in Sachsen. All das braucht die von uns benannten Rahmenbedingungen. Diese zu schaffen, dafür ist die Politik gefragt.“
Das Positionspapier steht hier zum Download. [PDF]
Veranstaltungshinweis: Podiumsdiskussion „Zukunft der sächsischen Erinnerungskultur“, 01.06.2024, 18 Uhr, Altes Heizhaus, Chemnitz
Kontakt: sprecherinnen@slag-aus-ns.de