Newsletter 02/2023

Liebe Mitglieder der sLAG, liebe Freund*innen, liebe Interessierte,

 

in diesen Tagen jährt sich zum 90. Mal die sogenannte Machtergreifung der NSDAP. In der Geschichtswissenschaft haben sich inzwischen andere Begriffe durchgesetzt: Man schreibt „Machtübertragung“ oder „Machtübergabe“, wenn es um die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 geht. Alternativ nutzt man den Begriff „Machteroberung“, um den Prozess der Errichtung der Diktatur der Nationalsozialist*innen zu bezeichnen, der weit vor 1933 begann und über die Ereignisse im Januar des Jahres hinausreicht.

 

Nur langsam diffundiert diese Akzentuierung in den Sprachgebrauch einer breiten Öffentlichkeit. Die Trägheit der Umgangssprache rührt in dem Zusammenhang auch aus der entlastenden Funktion einer Begrifflichkeit, die die Nationalsozialist*innen im zeitgenössischen Jargon als Clique oder Bande hinstellt, die das korrupte System ausgenutzt habe, um an die Macht zu kommen. Tatsächlich stellte die NSDAP bereits seit den Wahlen im Sommer 1932 die stärkste Fraktion im Reichstag und war somit demokratisch legitimiert. Auch waren es Vertreter*innen anderer Parteien und Reichspräsident Hindenburg, die mit Notverordnungen und gegen parlamentarische Mehrheiten zu regieren suchten und schließlich Hitler die Macht übertrugen.

 

Der sprachlichen Unschärfe liegt überdies eine weit verbreitete Unkenntnis der historischen Ereignisse zugrunde, die sich trotz der allgemeinen Pflicht zur Vermittlung dieser Geschichte in Schulen wacker hält. Das lag vermutlich an der zunächst überhaupt nicht und später nur sehr langsam fortschreitenden Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und einer entsprechend oberflächlichen Form ihrer Vermittlung. Es hat inzwischen aber auch mit der wachsenden lebensweltlichen Distanz folgender Generationen zu den Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 zu tun.

 

Es gilt also, zu zeigen, was die Vergangenheit mit uns im Hier und Jetzt zu tun hat. 90 Jahre nach der Machtübertragung sehen wir uns auf den Straßen des Freistaates Sachsen im Angesicht von Rechtspopulismus, Geschichtsrevisionismus und öffentlich zur Schau gestellten Bekenntnissen zum Deutschen Reich. Doch unglücklich sind alle plumpen Analogien zwischen rechten Parteien damals und heute. Wer aus der Geschichte eine Lehre ziehen will, ist gut beraten, auf die Unterschiede zu achten. Nur dann werden wir in der Lage sein, jene demokratischen Errungenschaften zu erkennen, die 1933 aus antiparlamentarischem Reflex aufgegeben wurden und die es auch heute wieder zu verteidigen gilt.

 

Vor diesem Hintergrund bieten gleich mehrere Projekte, die von Mitgliedern und der Geschäftsstelle der sLAG in diesem Jahr realisiert werden, Angebote zur Beschäftigung mit der Entstehungsgeschichte der nationalsozialistischen Diktatur in Sachsen. In Zittau realisieren die Städtischen Museen in Kooperation mit dem soziokulturellen Zentrum Hillersche Villa und vielen weiteren Partner*innen aus Kunst, Kultur, Kirche und Gesellschaft das Projekt „Zittau ’33 – Machtergreifung in der südlichen Oberlausitz“. Im Rahmen von zwei Ausstellungen und einem umfangreichen Begleitprogramm aus Veranstaltungen, Performances, Installationen u.v.m. widmet sich das Vorhaben der lokalen bzw. regionalen Mikrogeschichte der Konsolidierung der nationalsozialistischen Diktatur. Herzstück des Projekts ist dabei eine neue Dauerausstellung im Schloss Hainewalde. Ab Mitte Mitte September 2023 möchte sie der interessierten Öffentlichkeit die Einrichtung und die Funktionsweise eines frühen Konzentrationslagers exemplarisch veranschaulichen.

 

Mit frühen Konzentrationslagern befasst sich auch die Wanderausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager. Die Schau besteht aus elf Stationen und beleuchtet die Rolle und Funktion sowie die Vorgeschichte der frühen Lager im nationalsozialistischen Herrschaftsgeschehen. Anhand exemplarischer Einzelschicksale führt sie die Brutalität vor Augen, die schon die Frühphase der nationalsozialistischen Diktatur kennzeichnete. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „1933 – Wege in die Diktatur“ organisiert die sLAG im Laufe des Jahres eine Tour mit der Ausstellung zu den frühen Konzentrationslagern. Start ist am 10. Juni im Colditzer Schloss, anschließend ist sie unter anderem in Pirna, Hainewalde und Plauen zu sehen.

 

Wir wünschen uns in diesem wichtigen Gedenkjahr ein interessiertes Publikum, das die vielfältigen Angebote nutzt, um sich zu informieren und mit uns sowie miteinander ins Gespräch zu kommen.

 

Felix Pankonin für den Sprecher*innenrat


 

Nachruf
In memoriam Dietmar Wendler (1943–2022)

 

Unerwartet ist nach kurzer schwerer Erkrankung unser geschätzter Kollege, engagierter Forscher und Mitstreiter bei der Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen von 1933–1945 im Freistaat Sachsen, unser guter Freund Dietmar Wendler am 24. Dezember 2022 verstorben. Wir haben ihn immer als einen äußerst verlässlichen, freundlichen, offenen Kollegen und Freund kennen- und schätzen gelernt. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke und ist für uns ein schmerzlicher Verlust.

 

Foto: privat

 

Der 1943 in Chemnitz Geborene engagierte sich bereits in jungen Jahren als überzeugter Sozialist für die DDR. Zunächst erlernte er den Beruf des Werkzeugmachers und arbeitete dann bis 1976 weiter in dem VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt, zuletzt als Ingenieur. 1976 wechselte er als hauptamtlicher Mitarbeiter für den Bereich Gesellschaftspolitik in die Karl-Marx-Städter SED-Bezirksverwaltung und konnte in den 1980er Jahren ein weiteres Studium zum Diplomgesellschaftswissenschaftler (Historiker) erfolgreich abschließen. Schon damals spielte die Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen und kommunistischem Widerstand für ihn eine wichtige Rolle. Nach der Wende bis zur Berentung 2008 arbeitete er freiberuflich im Dienstleistungssektor.

 

In den 2000er Jahren begann sein zweites gesellschaftspolitisches Leben. Er engagierte sich in der Chemnitzer VVN, kümmerte sich um ältere Mitglieder und organisierte gemeinsame Treffen. 2008 trat er auch der Bürgerschaftlichen Initiative „Die terroristische Herrschaft der Nationalsozialisten in Sachsen 1933–1945“ (Atlas-Gruppe) bei und wurde zu ihrem unermüdlichen Regionalkoordinator für den Bereich Chemnitz – Erzgebirge – Vogtland. Sie wurde ihm zu einer Herzensangelegenheit. Als Hans Brenner, auf dessen Initiative diese Forschungsgruppe 2006 gegründet worden war, 2018 den Vorsitz abgab, wurde Dietmar Wendler sein natürlicher Nachfolger. Er koordinierte die Treffen der Gruppe, kümmerte sich um Finanzierungsmittel und wirkte führend an den Forschungen und vielfältigen Publikationen der Forschungsergebnisse mit. Seinen Schwerpunkt bildeten dabei die Untersuchungen der frühen Konzentrationslager der Nationalsozialisten 1933–1937, insbesondere das wichtigste sächsische KZ Sachsenburg. Sein zweiter Schwerpunkt war in den 2010er Jahren die Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, insbesondere deren Ausprägung in den Chemnitzer Astra-Werken, der Vorgängerfirma seines Lehrbetriebes VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt. In diesen zwei Schwerpunkten sind auch die wichtigsten Publikationen angesiedelt, die er ab den 2010er Jahren veröffentlichte, so das Sonderheft zum KZ Sachsenburg von 2013, beziehungsweise an denen er führend beteiligt war, insbesondere die beiden umfangreichen Publikation zu „NS-Terror und Verfolgung in Sachsen“ von 2018 und „NS-Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft 1939–1945“ mit dem Schwerpunkt Sachsen im Jahr 2021.

 

Doch Dietmar Wendler war nicht nur ein Schreibtischgelehrter. Sehr engagiert hat er sich auch um die Vermittlung seiner Forschungsergebnisse bemüht und eine Fülle von Vorträgen etwa an der VHS Chemnitz, vor Schülern und bei Führungen im ehemaligen KZ Sachsenburg gehalten. Und er war immer bereit, Anfragen von interessierter staatlicher und privater Seite zu diesen Fragen zu beantworten und Hinweise zu geben. Zudem gelang es ihm mit seiner typischen Hartnäckigkeit, gemeinsam mit dem bereits 2021 verstorbenen Rainer Ritscher, in Chemnitz zwei Orte nationalsozialistischen Terrors mit Gedenktafeln beziehungsweise Gedenkstelen zur Erinnerung an die Opfer des NS-Zwangsarbeitssystems zu markieren und damit für die Öffentlichkeit erkennbar zu machen: Das Gebäude der heutigen Landesdirektion Sachsen in Chemnitz, das bis 1945 das Hauptgebäude der Astra-Werke war, und das Zwangsarbeitslager „Landgraf“ der Chemnitzer Auto Union AG. Auch an den Bemühungen, Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete Juden verlegen zu lassen, war er entscheidend mitbeteiligt.

 

Und so ist es nicht verwunderlich, dass Dietmar Wendler auch zu den Gründungsmitgliedern der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) gehört hat.

 

sLAG und Atlas-Gruppe nehmen in großer Trauer Abschied von Dietmar Wendler. Die Trauerfeier findet am 10. Februar 2023 um 13.30 Uhr auf dem Städtischen Friedhof Chemnitz, Reichenhainer Str. auf der Krematoriumsseite statt.

 

Klaus-Dieter Müller und Bertram Seidel
für die sLAG und die Atlas-Gruppe


 

Veranstaltungsreihe „1933 – Wege in die Diktatur“

 

Bildnachweis: SLUB / Deutsche Fotothek / Hanisch, Willy (Bearbeitung: sLAG)

 

Jahresthema ist bei uns das Gedenken und Erinnern an 90 Jahre Machtübertragung an die Nationalsozialist*innen. Zahlreiche Veranstaltungen unserer Mitglieder, darunter Ausstellungen, Vorträge, Gedenkfeiern, Führungen und Workshops, fokussieren auf die Ereignisse 1933 sowie deren Vor- und Nachgeschichte, die Wege in die Diktatur.

 

Für das Titelbild zur Reihe haben wir eine Fotografie von Willy Hanisch ausgewählt, der hier vermutlich seine Mutter porträtiert. Die originale Bildbeschreibung lautet: „Alte Dame hinter ihrem Geburtstagstisch mit Bild vom Obersalzberg und Portrait [sic] Adolf Hitlers. Roßwein 1.10.1934“.

 

Wenn wir uns mit dem NS auseinandersetzen, dann ist eine der wichtigen und wesentlichen Fragen wie es diese Ideologie in die Köpfe der Menschen schaffen konnte, wie sie einsickerte in ihren Alltag, wie selbst der brutale Straßenterror der frühen 1930er Jahre sowie die Verhaftung und Ermordung zahlreicher politischer Gegner*innen von vielen akzeptiert wurden, wie sich die NS-Herrschaft als Diktatur etablieren konnte und wie das Porträt des „Führers“ den Eingang ins Privateste schaffte, in Wohnstuben und auf Geburtstagstische.

 

Folgen Sie dem Hashtag #1933wegeindiediktatur, schaut nach Veranstaltungen in eurer Nähe – es gibt die vielfältigsten Angebote unserer Mitglieder, sich mit dem NS auseinanderzusetzen und dabei auch die Gegenwart in den Blick zu nehmen.

 

Zur Übersicht auf unserer Projektseite: „1933 – Wege in die Diktatur“


 

Ausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“

 

 

Koordiniert von der Fachstelle tourt ab Juni sachsenweit auch die Ausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“, erarbeitet von der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager. Bisher feststehende Stationen sind Colditz, Pirna, Hainewalde und Plauen. Aktuelle Informationen zur Tour veröffentlichen wir auf der Projektseite „1933 – Wege in die Diktatur“.


 

Aus dem Netzwerk

 

Sprecher*innenwahl

 

Das Netzwerk hat gewählt! Seit Anfang Dezember 2022 hat die sLAG einen neuen Sprecher*innenrat. Herzlichen Glückwunsch an Daniela Schmohl (VVN-BdA Leipzig e.V.), Anna Schüller (Geschichtswerkstatt Sachsenburg), Tobias Kley (Brücke/Most-Stiftung, Dresden) und Felix Pankonin (Soziokulturelles Zentrum Hillersche Villa, Zittau), die in den nächsten zwei Jahren unser Netzwerk in dieser Position mitgestalten und nach außen vertreten. Ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement in den zurückliegenden zwei Jahren geht zugleich an Josephine Ulbricht (Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig) und Dieter Gaitzsch (u.a. Mahngang Täter*innenspuren Dresden), die ihr Wirken im Netzwerk nun an anderer Stelle wieder verstärken.

 

Eine Kurz-Vita unserer aktuellen Sprecher*innen haben wir online gestellt.


 

Neues Mitglied

 

Im Kontakt stehen wir natürlich schon lange, seit Ende Dezember 2022 ist die AG Stolpersteine Leipzig nun aber auch offiziell Mitglied der sLAG – herzlich willkommen! Und gleich ein Tipp für Interessierte: In diesem Monat, am 20.02.2023, findet die nächste Verlegung von Stolpersteinen in Leipzig statt (Termine).


 

Projekte / Aktionen

 

Das AKuBiZ aus Pirna hat zum 01.01.2023 ein Projekt gestartet, bei dem die „Zeitung für das Meißner Hochland und für die südliche Lausitz“ und der „Pirnaer Anzeiger“ hinsichtlich ihrer Berichterstattung und lokaler Reaktionen zur Machtübertragung und Errichtung der Diktatur ausgewertet werden. Im Projekt entstehen Kalenderblätter, automatische Tweets sowie eine lokale Chronik zum Thema, die auf gedenkplaetze.info veröffentlicht wird.

 

Der Dresdner Verein Hatikva hat mit „Kalenderblatt vor 90 Jahren“ online eine kleine Reihe gestartet, die insbesondere jüdischen Künstler*innen 1933 gewidmet ist – wöchentlich gibt’s einen neuen Eintrag.

 

In Zittau und Umgebung realisiert die Netzwerkstatt der Hillerschen Villa in Kooperation mit den Städtischen Museen und weiteren Partner*innen das Projekt „Zittau ’33 – Machtergreifung in der südlichen Oberlausitz“. Mehr Infos dazu gibt es demnächst auf der Seite der Netzwerkstatt.

 


Stellenausschreibung

 

Die Brücke|Most-Stiftung sucht ab sofort eine/n pädagogische/n Mitarbeiter/in (60%) zur Unterstützung der Landesservicestelle Lernorte des Erinnerns und Gedenkens (ausführliche Stellenbeschreibung [PDF]), Bewerbungsfrist ist der 06.02.2023.


 

Aus dem Büro

 

Verstärkung für die Fachstelle

 

Ab 1. April 2023 können wir auf Unterstützung in der Fachstelle zählen. Aufgrund der aktuellen Förderung sind wir in der Lage, befristet zunächst bis 31.12.2024, eine halbe Referent*innen-Stelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit (20 h/Woche) zu besetzen. Die Vergütung ist an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) der Entgeltgruppe 11 in der aktuellen Fassung angelehnt. Bis zum 15.02.2023 läuft die Bewerbungsfrist (info@slag-aus-ns.de). Weitere Informationen dazu gibt es auf unserer Website.


 

Publikationen

 

Von Christoph Wilker erschien „Die unbekannten Judenhelfer. Wie Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus jüdischen Mitmenschen beistanden“ (Volk Verlag 2022). Bisher weitgehend unbekannt, setzten die Zeugen Jehovas während der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder ein Zeichen gegen den vorherrschenden Antisemitismus in der Gesellschaft, indem sie „jüdisch“ verfolgten Personen halfen. In jahrelanger Recherche hat Christoph Wilker dafür Belege gesammelt und stellt nun einige bewegende Einzelschicksale vor. Sein Buch beleuchtet einen bisher wenig beachteten Aspekt zivilen Widerstands.


 

Newsletter

 

Unser nächster Newsletter erscheint Anfang April. Bis dahin veröffentlichen wir Termine, Mitteilungen und Kurznachrichten wie gewohnt unter www.slag-aus-ns.de, bei Facebook und Twitter.


 

Termine

 

 

29.03.2023, 17:00 Uhr
sLAG-Speed-Meeting (nur für Mitglieder)


24.03.2023
Redaktionsschluss Newsletter April

 

Veranstaltungen

 

09.02.2023, 18:00 Uhr
Frühzeitige Holocaust-Bildung. Best Practice aus den USA in Deutschland, online-Veranstaltung der Brücke|Most-Stiftung, mit Steven Schindler (USA) und Nicole Nocon (D), generationE empathy in action

 

Im Rahmen des „Zeitenblicke“-Projekts lädt die Brücke|Most-Stiftung am 09.02. zu ihrer ersten (online-)Veranstaltung 2023 ein. Steven Schindler (USA) und Nicole Nocon (D), zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Familienbiografien, geben Einblicke in ein ganz besonderes Projekt, das sich u.a. der frühzeitigen Holocaust-Bildung widmet. Steven Schindler, Sohn von Holocaust-Waisen, und Nicole Nocon, Enkelin ehemaliger NSDAP-Mitglieder, beide mit Wurzeln in Cottbus, erzählen die Geschichte ihrer Familien, stellen ihre gemeinsame Initiative generationE – empathy in action und eine Methode der frühzeitigen Holocaust-Bildung am Beispiel in Görlitz vor.
Um Anmeldung per E-Mail an b.paetzold@bmst.de wird gebeten. Zugangsdaten zur online-Veranstaltung erhalten Sie / erhaltet ihr danach.


10.02.2023, 19:00 Uhr
„Jan Kamienski: Verborgen vor den Augen des Feindes“ – Buchpremiere der deutschen Ausgabe und Gespräch mit Zeitzeugen, Café des Stadtmuseums Dresden, Wilsdruffer Str. 2, Eingang Landhausstraße

 

Buchvorstellung der Erinnerungen von Jan Kamienski aus Poznań, der 1941 im Alter von 18 Jahren im geheimen Auftrag des polnischen Widerstands seine Arbeit in Dresden aufnahm, dort als Verbindungsmann fungierte und bis 1948 in Dresden blieb. Das Buch gibt tiefe Einblicke in das Leben und Denken der Einwohner Dresdens unter der NS-Herrschaft, in die Tätigkeit der Armia Krajowa u.v.m. und ist eine kleine Sensation. Eine Veranstaltung der DPG Sachsen in Kooperation mit dem Sandstein-Verlag und dem Münchner-Platz-Komitee. Anmeldung empfohlen.


19.02.2023, 13:30 Uhr
Mahngang „Täter*innenspuren – Wie die Kunst ihre Unschuld verlor“ mit Unterstützung der Staatsoper Dresden und der Verfasser*innen der Dokumentation „Völker hört die Signale“ der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Start Theaterplatz, Dresden, Ende ca. 16 Uhr auf der Brühlschen Terrasse vor der Kunstakademie
Livestream: http://mahngang.stream


20.02.2023, 09:00 Uhr
Verlegung neuer Stolpersteine in Leipzig

 

Bisher liegen 668 STOLPERSTEINE an 233 Orten in Leipzig. Jetzt werden zwölf weitere Steine für Opfer der NS-Diktatur folgen. Im Zentrum der Verlegung am 20.02.2023 stehen Cousins und Cousinen der weitverzweigten jüdischen Familie Meyerstein. Anwesend sein werden Familienangehörige aus Israel, den USA, Frankreich und Berlin. Informationen zum Ablauf und einzelne Biogramme finden Sie unter www.stolpersteine-leipzig.de.

 

Bildrechte: AG Stolpersteine Leipzig

 


23.02.2023, 19:00 Uhr
Buchvorstellung: Viktor Funk, „Wir verstehen nicht, was geschieht“, Conne Island, Leipzig
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig in Kooperation mit dem Verbrecher Verlag und dem Conne Island


03.03.2023, 18:00 Uhr
Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Leipziger Roma und Sinti, Alte Handelsbörse, Leipzig, u.a. mit einem Vortrag von Daniel Weißbrodt zu den Leipziger Opfern des Porajmos


03.03.2023, 19:00 Uhr
Vernissage der Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Museum, Plauen, coloridoTREFF

 

Ein Besuch der Ausstellung ist bis zum 14.04.2023 möglich.


09.03.2023
Eröffnung der Ausstellung „Verbrannte Orte“ zum 90. Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennung, Pirna, AKuBiZ, K2 Kulturkiste, in Anwesenheit des Initiators Jan Schenck

 

Die Ausstellung ist bis zum 16.04.2023 zu sehen.


11.03.2023, 11:00 Uhr
Ausstellungseröffnung und Gedenkveranstaltung Hohnstein mit dem AKuBiZ

 

Kurz nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 besetzte die Sturmabteilung (SA) die Jugendburg Hohnstein und errichtete dort eines der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich. Es diente vor allem der Ausschaltung politischer Gegner*innen. Anlässlich des 90. Jahrestages der Errichtung des KZ Hohnstein findet am 11. März 2023 auf der Burg eine Gedenkveranstaltung statt. In diesem Rahmen wird eine Ausstellung eröffnet, die an die viele Jahre lang kaum sichtbare Geschichte der Burg Hohnstein zwischen 1924 und 1945 erinnert.


15.03.2023, 19:00 Uhr
„Arbeit, Dienst und Führung“ am Beispiel des Leipziger Rüstungskonzerns HASAG. Buchvorstellung und Gespräch mit Nikolas Lelle und Martin Clemens Winter in Kooperation mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Leipzig, Conne Island


23.03.2023, 19:00 Uhr
Lesung: „Jung, ostdeutsch, gegen Rechts“ mit Jakob Springfeld, Plauen, coloridoTREFF


25.03.2023, 08-19:00 Uhr
Tagesfahrt nach Theresienstadt, mit Peter Blechschmidt (Hobby-Familienforscher) und Frauke Wetzel (ASA-FF e.V.). Weitere Infos und Anmeldung über die VHS Chemnitz.

 

In Kooperation mit dem Programm neue unentd_ckte narrative des ASA-FF e.V., VHS Chemnitz und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen.


30.03.2023, 18-19:30 Uhr
Online-Seminar der Brücke|Most-Stiftung: Umgang mit Antisemitismus – Film „Masel Tov Cocktail“ und Diskussion, Referent*innen: Hatikva e.V., Dresden

 

Anhand des Films „Masel Tov Cocktail“ von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch werden Themen des aktuellen jüdischen Lebens in Deutschland und Antisemitismus besprochen und diskutiert.
Die Zugangsdaten zur Veranstaltung erhalten Sie / erhaltet ihr nach der Anmeldung via E-Mail an b.paetzold@bmst.eu.


01.04.2023, 19:30 Uhr
Corinne Douarre – Musik und Texte, Plauen, coloridoTREFF

 

„Die Liebe, die mein Vater für die Deutschen empfand, war für mich ein Rätsel. Von 1943 bis 1945 war er als Zwangsarbeiter in einem Arbeitslager in Plauen. Als er zurückkam, hatte er fast alle Zähne verloren und war so dünn, dass seine Schwester ihn nicht erkannte …“. (Corinne Douarre)
Corinne Douarre ist eine französische Chansonpoetin, die heute in Berlin lebt. Mindestens einmal jährlich kommt sie für ein Konzert und zum Wachhalten ihrer Familiengeschichte nach Plauen.


21.–23.04.2023
Bildungsreise der Brücke|Most-Stiftung mit dem Landesjugendpfarramt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens für Multiplikator*innen zur Gedenkstätte Terezín: „Terezín/Theresienstadt. Gedenkstättenfahrt mit Jugendlichen – Was kann ich tun?“

 

Die Studienreise bietet keine fertigen Konzepte, sondern liefert Anregungen und inhaltliche, methodische sowie organisatorische Hinweise, um eine Bildungsreise mit Jugendlichen künftig selbst durchzuführen.
Als Nachtrag gibt es am 04.05.2023 die Möglichkeit, mit der Zeitzeugin Michaela Vidláková ins Gespräch zu kommen (online). Anmeldung zur Bildungsreise und weitere Informationen via E-Mail an b.paetzold@bmst.eu oder www.bmst.eu.


04.05. 2023, 18–19:30 Uhr
Online-Veranstaltung der Brücke|Most-Stiftung: Zeitzeugen erzählen: Theresienstadt, Referentin: Michaela Vidláková, Prag

 

Michaela Vidláková, 1936 in Prag in eine tschechisch-jüdische Familie geboren, überlebte als Kind Theresienstadt. Heute erzählt sie uns ihre Geschichte.
Die Zugangsdaten zur Veranstaltung erhalten Sie / erhaltet ihr nach der Anmeldung via E-Mail an b.paetzold@bmst.eu.

 

Tipp

 

bis 17.03.2023
Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Museum, organisiert durch die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V., Öffnungszeiten des Neuen Rathauses: Montag-Donnerstag 7-18 Uhr, Freitag 7-16 Uhr (Besichtigung kostenfrei)