Filmtour „Zustand und Gelände“ 2021 – ein Rückblick

13.12.2021

Von Juli bis November 2021 sind wir mit über zwanzig Kooperationspartner*innen auf eine Filmtour durch Sachsen gegangen. Bei insgesamt 14 Veranstaltungen an 13 Orten zeigten wir den auf Festivals mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „Zustand und Gelände“ der Regisseurin Ute Adamczewski, im Begleitprogramm gab es Vorträge, Gespräche und Workshops.

 

Die Gesamttour führte weit über 1.000 Kilometer durch Sachsen. Sie deckte mit dem Veranstaltungsangebot einen Großteil der Fläche des Landes ab und zielte als überregionales Projekt auch auf die Zusammenarbeit lokaler Akteur*innen politisch-historischer Bildung und Forschung.

 

Außerdem war es die Intention der Veranstalter*innen, Einwohner*innen, Jugendliche, Erwachsene und Lokalpolitiker*innen, bei denen dieser Aspekt der Regional-und Lokalgeschichte bisher nicht oder wenig bekannt oder bewusst war, für Erinnerungskultur sowie das Thema und seine Bedeutung für die heutige Lebensrealität zu interessieren. Trotz aller pandemiebedingten Unwägbarkeiten und Probleme konnten jedoch insgesamt 350 Besucher*innen gezählt werden und alle Veranstaltungen stattfinden, ein achtenswerter Erfolg.

 

Führung über das Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg mit Gisela Heiden, LAG Sachsenburg, 17.07.21 (Foto: sLAG)

 

Auch die Co-Veranstalter*innen und Kooperationspartner*innen ziehen in ihren Auswertungen eine durchweg positive Bilanz, wenngleich die Besucher*innenzahlen an manchen Orten und/oder bei Teilen des Angebots nicht den Erwartungen entsprachen.

 

An durchweg allen Orten kam es zu einem regen Austausch mit dem Publikum, was zum Einen der Komplexität des Films zu danken ist, zum Anderen den Moderator*innen und Referent*innen, welche die Veranstaltungen orts- und themenspezifisch vorbereiteten. Den Interessierten konnte so Wissen zur NS-Lokal-, Regional- und Landesgeschichte vermittelt werden und gemeinsam mit dem Publikum konnten diverse Aspekte erinnerungskultureller Arbeit und deren Gegenwartsrelevanz betrachtet und diskutiert werden. Einen großen Anteil an der Umsetzbarkeit der Veranstaltungskonzepte hatte die Regisseurin Ute Adamczewski, die mit dem Publikum in einen intensiven und auch kritischen Dialog zu ihrer eigenen Arbeit trat und der Arbeit der sächsischen Akteuer*innen politisch-historischer Bildung großes Interesse entgegenbrachte.

 

Filmtour-Auftakt, 17.07.21, Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg (Foto: sLAG), Open Air, leider bei strömendem Regen

 

Filmtour-Auftakt, 17.07.21, Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg, Diskussion nach dem Film (Foto sLAG), v.l.n.r. Gisela Heiden (LAG Sachsenburg), Anna Schüller (Geschichtswerkstatt Sachsenburg, Ute Adamczewski (Regisseurin), Jane Wegewitz (Referentin sLAG)

 

Diskussion nach dem Film, Sachsenburg, 17.07.21 (Foto: sLAG)

 

Stationen der Tour waren wie geplant Frankenberg / Sachsenburg (Open Air), Hainewalde, Weißwasser, Dresden, Leipzig, Colditz, Chemnitz, Döbeln, Löbau, Königstein und Annaberg-Buchholz. Mit Wurzen und Oelsnitz/Erzgebirge kamen im Projektverlauf zwei weitere Stationen dazu.

 

Samstag, 04.09.21, Station 2 der Tour im Hainewalder KuxBau e.V. (Foto: Ute Adamczewski), zum Film waren die Vierbeiner nicht zugelassen

 

Station 4 (nach einem Zwischenstopp in Dresden im Zentralkino am 07.09.) war das UT Connewitz in Leipzig am 16.09. mit 40 Besucher*innen (Foto: GfZL)

 

Das zweitägige Programm am 17. und 18.09.21 in Colditz umfasste den Filmabend am Freitag mit anschließendem Gespräch, moderiert durch den Kurator Julian Volz (Goethe Institut Belgien) sowie einen ganztägiges Vortrags-und Workshopangebot am Samstag (Foto: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH)

 

Im Programm des Samstags in Colditz führte Regina Thiede, Museologin im Schloss, zunächst über das Gelände. Nachmittags folgte ein Workshop zur Erinnerungskultur (mit Jan Sobe, Bürger_inneninitiative „Gesicht zeigen“, Penig) sowie ein Werkstattgespräch zum Thema „Biographien-Recherche ehemaliger Zwangsarbeiter“ (mit Wolfgang Heidrich, Geschichtswerkstatt Flößberg). Moderiert wurde der Tag von der Historikerin Wilma Schütze und dem Historiker Felix Heubaum. (Foto: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH)

 

Nach Colditz ging es zunächst nach Weißwasser (10.10., Station beim KulturSofa) und dann nach Chemnitz, wo der Film am 05.11. im vollbesetzten Saal der VHS im TIETZ lief. Im Gespräch im Anschluss ging es u.a. um das bisherige Nichtgedenken zum Thema NSU (Foto: Julia Katzberg).

 

Die zweite Dresdner Aufführung von „Zustand und Gelände“, Station 8, fand im Rahmen der Ausstellung „Nahe bei“ statt, die zu diesem Zeitpunkt in der Motorenhalle zu sehen war. (Foto: Ute Adamczewski)

 

Die Vorführung in Döbeln fand am 10.11. im Café Courage des Treibhaus e.V. statt. Im Gespräch ging es auch um die sogenannten Baseballschlägerjahre Anfang der 1990er in Döbeln. (Foto: Treibhaus e.V.)

 

Station 10 war das D5 in Wurzen, wo der Film am 11.11. zu sehen war.

 

Am Samstag, den 13.11.21, fand in Löbau in der Kultur.Werkstatt B26 der Fachtag „Zustand und Gelände“ statt. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt in Sachsen geltenden sog. 2-G-Regel und wenigen Teilnehmer*innen konnte die Veranstaltung nicht wie geplant durchgeführt werden. Das Programm wurde nach dem Interesse der Anwesenden adaptiert, verschiedene Fragestellungen in einer Gruppendiskussion zusammengeführt.

 

Im September neu hinzugekommen zur Tour (und deshalb in unserem Flyer nicht aufgeführt) war die 12. Station in Oelsnitz/Erzgebirge. Der Film war dort am 15.11. im Historischen Speisesaal des Bergbaumuseums zu sehen. (Foto: sLAG)

 

Auch in Annaberg-Buchholz machte Corona den Planungen einen Strich durch die Rechnung und die Veranstaltung hatte nur wenige Besucher*innen. Ein interessantes Gespräch im Anschluss an die Vorführung gab es trotzdem.

 

Station 14 und Finale: 17.11. Königsteiner Lichtspiele! 32 Zuschauer*innen sahen hier „Zustand und Gelände“, kamen ins Gespräch mit Ute Adamczewski und …

 

… hörten Lieder des Antifaschistischen Laienchors Pir-Moll. (beide Fotos: Ute Adamczewski)

 

Im Kreis der Kooperationspartner*innen haben sich neue Kontakte ergeben, Ansprechpersonen für künftige Projekte und thematischen Austausch haben sich im Rahmen der Filmtour kennengelernt und / oder ihre Zusammenarbeit vertieft.

 

Kooperationspartner*innen der gesamten Tour waren: Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Geschichtswerkstatt Sachsenburg, riesa efau, Kultur Forum Dresden, Augen auf!, ASA-FF, Brücke|Most-Stiftung, Volkshochschule Chemnitz, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Treibhaus Döbeln, AKuBiZ, Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen, Volkshochschule Landkreis Leipzig, Gedenkstätte Münchner Platz, Alte Brauerei e.V., Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen, KulturSofa Weißwasser e.V., Kuxbau e.V., grandfilm, Netzwerk für Demokratische Kultur e.V., Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers e.V. und die Königsteiner Lichtspiele e.V.

 

Wie intendiert, sind Geschichte, Erinnerung und Bedeutung im Projekt der Filmtour in einen fruchtbaren Dialog getreten und die Vernetzung von Geschichtsinitiativen, -projekten und forschenden Einzelpersonen hat einen nachhaltigen Impuls erfahren.

 

Gefördert wurde die Tour durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten.