In einem großangelegten Interviewprojekt wurden 2005/06 ehemalige NS-Zwangsarbeiter:innen in 26 Ländern interviewt, darunter 72 in Polen und 56 in Russland.
Polnische und russische Verschleppte machten bei der Zwangsarbeit ähnliche Erfahrungen, erinnern sich jedoch unterschiedlich. Wie lässt sich das erklären?
In einem großangelegten Interviewprojekt wurden 2005/06 ehemalige NS-Zwangsarbeiter:innen in 26 Ländern interviewt, darunter 72 in Polen und 56 in Russland. Die Aufzeichnungen sind auf einem Portal der Freien Universität zugänglich: zwangsarbeit-archiv.de
Grete Rebstock und Roland Borchers haben die russischen und polnischen Interviews in ihren Dissertationen analysiert. In ihren Büchern, die jüngst erschienen sind, haben sie herausgearbeitet, inwiefern die Erinnerungen der Zeitzeug:innen von der sowjetischen und russischen beziehungsweise polnischen Geschichtspolitik geprägt sind.
Moderation:
Daniel Schuch
Roland Borchers ist Historiker, studierte Geschichte, Polonistik und Politik in Berlin, Wien und Warschau und war von 2009 bis 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Seit 2017 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin. Seine Dissertation „Auf der Suche nach Anerkennung. Erinnerung polnischer NS-Zwangsarbeiter*innen“ (erschienen 2023) hat er 2020 an der Freien Universität verteidigt. Sie ist das Ergebnis seiner Untersuchung von 72 polnischen Zeitzeug*innen-Interviews, die 2005/05 im Rahmen des International Forced Labour Documentation Project entstanden sind.
Grete Rebstock hat Osteuropastudien und Ethnologie in Berlin und St. Petersburg studiert. Sie war Mitarbeiterin im „Archiv Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte“. Ihre Dissertation „Stigma und Schweigen. NS-Zwangsarbeit aus sowjetischer Perpektive. Ein Beitrag zur Oral History“ ist 2023 erschienen.
Daniel Schuch hat Geschichtswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft an der TU Dresden und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Im Jahr 2020 hat er seine Doktorarbeit über den Wandel von Zeugenschaft in Mehrfachbefragungen von Holocaust-Überlebenden abgeschlossen, die Studie wurde 2021 im Wallstein Verlag publiziert. Er arbeitet aktuell an der Universität Jena als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit.
Quelle: Gedenkstätte für Zwangsarbeit