Vortrag „Wie erinnern sich Zwangsarbeiter*innen? Interviews mit polnischen und russischen Zeitzeug*innen“ mit Grete Rebstock und Roland Borchers

17.09.2024 19:00 Uhr, Galerie KUB, Leipzig

Polnische und russische Verschleppte machten bei der Zwangsarbeit ähnliche Erfahrungen, erinnern sich jedoch unterschiedlich. Wie lässt sich das erklären?
 
In einem großangelegten Interviewprojekt wurden 2005/06 ehemalige NS-Zwangsarbeiter:innen in 26 Ländern interviewt, darunter 72 in Polen und 56 in Russland. Die Aufzeichnungen sind auf einem Portal der Freien Universität zugänglich: zwangsarbeit-archiv.de
 
Grete Rebstock und Roland Borchers haben die russischen und polnischen Interviews in ihren Dissertationen analysiert. In ihren Büchern, die jüngst erschienen sind, haben sie herausgearbeitet, inwiefern die Erinnerungen der Zeitzeug:innen von der sowjetischen und russischen beziehungsweise polnischen Geschichtspolitik geprägt sind.
 
Moderation:
Daniel Schuch
 
Roland Borchers ist Historiker, studierte Geschichte, Polonistik und Politik in Berlin, Wien und Warschau und war von 2009 bis 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin. Seit 2017 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin. Seine Dissertation „Auf der Suche nach Anerkennung. Erinnerung polnischer NS-Zwangsarbeiter*innen“ (erschienen 2023) hat er 2020 an der Freien Universität verteidigt. Sie ist das Ergebnis seiner Untersuchung von 72 polnischen Zeitzeug*innen-Interviews, die 2005/05 im Rahmen des International Forced Labour Documentation Project entstanden sind.
 
Grete Rebstock hat Osteuropastudien und Ethnologie in Berlin und St. Petersburg studiert. Sie war Mitarbeiterin im „Archiv Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte“. Ihre Dissertation „Stigma und Schweigen. NS-Zwangsarbeit aus sowjetischer Perpektive. Ein Beitrag zur Oral History“ ist 2023 erschienen.
 
Daniel Schuch hat Geschichtswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft an der TU Dresden und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Im Jahr 2020 hat er seine Doktorarbeit über den Wandel von Zeugenschaft in Mehrfachbefragungen von Holocaust-Überlebenden abgeschlossen, die Studie wurde 2021 im Wallstein Verlag publiziert. Er arbeitet aktuell an der Universität Jena als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit.
 
Quelle: Gedenkstätte für Zwangsarbeit