In der Weimarer Republik entwickelten sich die ersten Ansätze eines Sozialstaates, wie wir ihn heute kennen. Ab 1933 veränderte sich auch dieser Bereich. Staatliche und „freie“ Wohlfahrtspflege hatten nun der deutschen „Volksgemeinschaft“ zu dienen. Wer nicht dazu gehörte, wie beispielsweise jüdische Bürger und Bürgerinnen, verlor schrittweise seine Ansprüche und Rechte.
Der Mahngang „Täter*innenspuren“ befasst sich dieses Jahr mit Aspekten der Wohlfahrt und Sozialen Arbeit im NS in Dresden. Betrachtung finden dabei die Ziele der Einrichtungen und Mitarbeiter*innen und die damit verbundenen Ausgrenzungen von Menschen. Erörtert werden Methoden der Arbeit und die gesellschaftliche Funktion der NS-Wohlfahrt.
Die historische Hintergründe für den Mahngang wurden von Studierenden in einem Seminar der Evangelischen Hochschule recherchiert. Die Texte werden auch in diesem Jahr wieder von Schauspieler*innen, vorrangig aus Dresden, gelesen.
Stationen:
STATION 1 / Amt für Erb- und Rassenpflege / Theaterstr. 11-15
Das Verwaltungsgebäude in der Theaterstraße wurde 1923 als Stadthaus eingeweiht. Die Ämter in diesem Haus waren auch für die Wohlfahrt und Fürsorge im NS zuständig. Hier erfolgt eine Einführung in das Thema des Mahngangs: Die strukturelle Verantwortung Sozialer Arbeit an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
STATION 2 / Asyl / Heim für obdachlose Frauen und Kinder / Rosenstraße 79
Obdachlose Menschen wurden im NS als „asozial“ ausgegrenzt und als „Schädlinge“ benachteiligt und verfolgt. Für viele unterstützende Einrichtungen bedeutete dies auch das Ende ihrer Arbeit.
STATION 3 / Kindergarten / Reitbahnstr. 7
Es mag verwundern, aber während der NS-Zeit kam es zu einem Ausbau der Kindertagesstätten. Das war mit Streit und Problemen verbunden. Wie ging die Stadt Dresden damit um?
STATION 4 / Tagesheim Berufsschule weiblicher Wohlfahrtserwerbsloser / Ferdinandstraße 17
Das Tagesheim war eine Zwangseinrichtung zur Kontrolle von jungen Mädchen und Frauen, die Wohlfahrtsunterstützung beziehen wollten. Wer nicht arbeitete, bekam auch keine Hilfe.
Station 5 / Amt für Erb- und Rassenpflege /Theatersraße 11-15
Alle wohlfahrtspolitischen Maßnahmen der Zeit waren in die NS-Ideologie eingebettet. Auch die Soziale Arbeit stand im Dienst von rassistischer Ausgrenzung und Vernichtung. Beim Amt für Erb- und Rassenpflege endet der Mahngang 2024.
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