Buchvorstellung und Gespräch „‚Schicksale‘: Mordechai Striglers früher Bericht über die Lager der HASAG im besetzten Polen, mit Frank Beer und Martin Clemens Winter

19.04.2024 18:00 Uhr, Capa-Haus, Leipzig

Bereits kurz nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald im April 1945 begann der jiddische Schriftsteller Mordechai Strigler, seine Erfahrungen in den Lagern im besetzten Polen literarisch zu verarbeiten. Wie kaum ein anderer Zeitzeugenbericht beschreibt Striglers Text mit beispielloser Schonungslosigkeit die Lagerorganisation und das Lagerleben sowie den Umgang der jüdischen Gefangenen untereinander.
 
In »Schicksale« berichtet Strigler von den letzten Monaten in den HASAG-Werken im besetzten Polen, bis zur Schließung der Munitionsfabrik und der Überstellung der jüdischen Zwangsarbeiter:innen in die HASAG-Lager in Mitteldeutschland im Sommer 1944. Er konzentriert sich dabei auf die Menschen in Werk C des Arbeitslagers Skarżysko-Kamienna und ihre Beziehungen zueinander.
 
Die Lesung aus dem Bericht Mordechai Striglers wird ergänzt durch wissenschaftliche Einordnungen des Leipziger Historikers Martin C. Winter.
 
Der jiddische Schriftsteller und Journalist Mordechai Strigler (1918-1998) war Häftling verschiedener Arbeits- und Konzentrationslager. Kurz nach seiner Befreiung emigrierte er nach Paris und begann seine Erfahrungen in der Tetralogie »Verloschene Lichter« niederzuschreiben. 1952 ging er nach New York und arbeitete bis zu seinem Tod für jiddische Zeitungen. Bei zu Klampen wurden »Majdanek« (2016), »In den Fabriken des Todes« (2017) und »Werk C« (2019) veröffentlicht.
 
Frank Beer hat die vielbeachtete Quellenedition »Nach dem Untergang. Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944–1947« initiiert und mitherausgegeben. Seine Übersetzungen von Zeitzeugenberichten erschienen in Büchern und im Internet.
 
Dr. Martin Clemens Winter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Alfred Landecker Lecturer am Historischen Seminar der Universität Leipzig. Er forscht derzeit zu »Unternehmenskultur, Zwangsarbeit und Judenmord beim Leipziger Rüstungskonzern HASAG«.
 
Frank Beer (Hrsg.), Sigrid Beisel (Übers.): Schicksale. Verloschene Lichter IV. Ein früher Zeitzeugenbericht über die Opfer der Schoah. Zu Klampen Verlag. 694 Seiten, 48,00 €.
 
Veranstaltungsort:
Capa-Haus
Jahnallee 61, Leipzig-Lindenau
 
Eine Veranstaltung der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig in Kooperation mit der Universität Leipzig. Unterstützt von der Alfred Landecker Foundation.