Brief des Filmemachers Offer Avnon an Kulturministerin Klepsch

21.05.2025

Mit Offer Avnon, Regisseur des Films „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“, haben wir Dank unserer Kooperationspartner im Mai 2025 zwei spannende Veranstaltungen realisieren können, u.a. in Chemnitz. Dort ging es in der Diskussion nach dem Screening auch um die schwierige finanzielle Situation des Freistaats und insbesondere für die Erinnerungskultur.

 

Offer Avnon hat sich am 20.05.2025 mit einem Schreiben an die Ministerin Barbara Klepsch gewandt, welches wir hier veröffentlichen:

 

Sehr geehrte Frau Ministerin Klepsch,

 

ich hatte im Mai die Gelegenheit, bei zwei Veranstaltungen, organisiert von der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) und verschiedenen Kooperationspartnern, meinen Film „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ in Sachsen zu zeigen, der sich, an dieser Stelle sei sein Inhalt nur kurz zusammengefasst, auf die heutigen Spuren der Shoah im kollektiven Bewusstsein der Gesellschaft begibt und in Deutschland, Polen und Israel gedreht ist (bei Interesse finden Sie ausführlichere Informationen zum Film unter www.offeravnon.com/). Begleitet wurden die Aufführungen in Chemnitz (8.5.) und Dresden (15.5.) von Gesprächen im Anschluss an die Screenings, u.a. mit Anna Schüller, einer Sprecherin der sLAG und Martin Dulig (MdL, SPD).

 

Bei den Vorbereitungen und der Durchführung der Veranstaltungen habe ich einen Einblick in die Arbeit der sLAG-Fachstelle sowie der sLAG-Mitglieder gewinnen können und das große Engagement wahrgenommen, mit welchem hier Themen der Erinnerungskultur aufgegriffen werden. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus findet im Kreis dieser Aktiven auf vielfältige und kompetente Weise statt, verbunden ist sie durch ihr unmittelbares Wirken in die Gesellschaft mit all ihren aktuellen Problem- und Fragestellungen hinein.

 

Problematisiert wurde insbesondere am 8.5. in Chemnitz auch die schwierige Finanzsituation im Freistaat Sachsen sowie die Gefahr der empfindlichen Fördermittelkürzungen für die sLAG und weitere Akteure der Erinnerungskultur, deren Arbeitsfähigkeit damit in Frage gestellt wäre.

 

Bitte verstehen Sie mein kurzes Schreiben als Plädoyer für den Erhalt und Handlungsmöglichkeiten dieser wichtigen, über lange Zeit gewachsenen Strukturen in Sachsen. Sie sind unerlässlich für das Fortbestehen einer demokratischen Erinnerungskultur, einer Erinnerungskultur, die sich gegen Geschichtsrevisionismus stemmt und sich in aktuelle gesellschaftliche Debatten, nur zum Beispiel zu Antisemitismus, kenntnisreich und fundiert einbringt. Die beiden Veranstaltungen in diesem Monat, das möchte ich abschließend hinzufügen, haben überdies dazu beigetragen, den so immens wichtigen Austausch Kulturschaffender Israels und Deutschlands zu befördern. Auch möchte ich mich ausdrücklich bei der sLAG-Fachstelle, insbesondere bei Jane Wegewitz bedanken, die sich für das Programm stark gemacht und die Realisierung ermöglicht hat – bezüglich der Finanzierung, der inhaltlichen Vorbereitung und der Betreuung beider Abende.

 

Ich freue mich sehr darauf, auch in Zukunft mit der sLAG zusammenzuarbeiten.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Offer Avnon (Haifa)

 

Dieses Statement ergänzt unsere Kampagne #demokratierelevant.