Partizipative Erschließung von Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen
Gemeinsam mit der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen und der Festung Königstein gGmbH hatten wir am 23. September 2023 zu einem zweiten Vernetzungstreffen auf die Festung Königstein geladen. Thema in diesem Jahr war die „Partizipative Erschließung von Stätten von NS-Zwangsarbeit in Sachsen“. An dem Treffen nahmen 50 Akteur*innen aus Sachsen und Tschechien teil, die sich in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen mit dem Thema NS-Zwangsarbeit befassen, z.B. in ehrenamtlichen Geschichtsinitiativen, in schulischen oder außerschulischen Bildungsprojekten, in Gedenkstätten oder universitären Forschungsprojekten.
Nach einem Grußwort von Markus Franke, Abteilungsleiter Kunst im SMWK, der die Wichtigkeit von historisch-politischer Bildungsarbeit in Zeiten zunehmender rechtsextremer Einstellungen betonte, haben wir uns folgenden Fragen gewidmet: Wie kann ein möglichst breiter Beteiligungsprozess bei der Erschließung von ehemaligen NS-Zwangsarbeit gelingen? Welche Chancen bietet eine partizipative und vernetzte „Erinnerungslandschaft“? Und wie kann mit baulichen Überresten auch im Hinblick auf die Belange von Naturschutz umgegangen werden? Dafür stellte Sven Gerstner-Nitschke vom AKuBiZ e.V. das Projekt gedenkplaetze.info vor und erläuterte, wie sich das Portal in den vergangenen Jahren durch die Nutzungsbedürfnisse verschiedenster Akteur*innen weiterentwickelte und wie Einzelpersonen, Vereine und Initiativen am Projekt mitwirken können. Daran anknüpfend veranschaulichte Michael Strobel vom Landesamt für Archäologie, welchen Nutzen Projekte wie gedenkplaetze.info für die Erfassung und Kartierung von NS-Zwangslagern auch für das Landesamt haben. Im Anschluss reflektierten Anke Binnewerg und Carola Ilian in der Vorstellung ihres Projektes „Das Kriegsende im Tharandter Wald. Ein Mitmach-Raum-Tagebuch“ Chancen und Herausforderungen, die mit partizipativen Beteiligungsprojekten einhergehen.
Am Nachmittag erfolgte eine Exkursion zu den ehemaligen Flossenbürger KZ-Außenlagern „Orion I und II“. Während das Lager „Orion I“ am Fuß der Festung Königstein im Bereich des heutigen Parkhauses liegt, sind vom Lager „Orion II“ im Wald noch bauliche Spuren erhalten. Anhand von kartographischen und historischen Unterlagen haben wir uns den beiden ehemaligen Lagerstandorten genähert.
Neben dem Austausch und der Vernetzung ist es ein langfristiges Ziel, in einem größer angelegten Projekt die Stätten der NS-Zwangsarbeit in Sachsen zu erfassen, zu visualisieren und geeignete Vermittlungsformate zu entwickeln. Dieses Vorhaben hat bereits Eingang gefunden in das „Gesamtkonzept gegen Rechtsextremismus“ der aktuellen Koalition aus CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD. Bislang fehlt es aber an einer Förderung zur Durchführung dieses Projektes.