Rückblick auf die Aufführungen des Theaterstücks „Der Prozess des Hans Litten“ in Sachsenburg

15.12.2025

„Der Prozess des Hans Litten“ – drei Aufführungen des Stücks über den engagierten jüdischen Anwalt am 11. und 12.09. und einige aufregende Tage voller bleibender Eindrücke liegen hinter uns. Drei Vorstellungen im ehemaligen KZ Sachsenburg mit insgesamt 120 Schüler*innen und nochmal 50 Gästen zur Abendvorführung hat die Geschichtswerkstatt Sachsenburg in Kooperation mit den Tagen der jüdischen Kultur in Chemnitz und der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus realisieren können, und die Aufführungen waren ein voller Erfolg! Wir hatten die gruuna Schule Chemnitz, das Martin-Luther-Gymnasium Frankenberg sowie das Agricola-Gymnasium Chemnitz an zwei Vormittagen zu Gast, und den Schüler*innen wurde ein tagesfüllendes Programm zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des KZ Sachsenburg und der Lebensgeschichte Hans Littens geboten.
 
Zunächst öffnete Gisela Heiden den Schüler*innen die Augen für den historischen Ort und dessen Geschichte in einem halbstündigen Vortrag. Anschließend folgte das Theaterstück zum Leidensweg Hans Littens durch verschiedene verschiedene Konzentrationslager bis zu seinem Suizid. Im anschließenden Publikumsgespräch hatten die Schüler*innnen die Gelegenheit, mit den Schauspieler*innen ins Gespräch zu kommen und historische Details zu erörtern. So wurde zum Beispiel über die Frage diskutiert, ob es angemessen sei an solch einem authentischen Leidensort die Symbolsprache und Zeichen des Nationalsozialismus zu reproduzieren und in welchem Umfang auch pietätvoll damit umgegangen werden müsste, auch inwieweit es überhaupt der Reproduktion der Symboliken wie Hakenkreuz und Hitlergruß braucht. Außerdem drehten sich die meisten Diskussionen um die Frage, welche Verantwortung die Schüler*innen selbst empfinden, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Eine Mehrzahl der Schüler*innen äußerte sich sehr engagiert und sprach sich vehement für eine individuelle Verantwortung aus. Das machte Mut.
 
Es folgten drei Workshops zum Thema Zivilcourage, dem Wert der Demokratie und dem Engagement gegen Diskriminierung im Alltag. Mit theatralen Mitteln wurden Alltagssituationen nachgespielt und Handlungsmodelle zivilcouragierten Handelns ausprobiert. In einem kreativen Workshop ging es um den Zusammenhang von Wut und Mut und damit verbundene Assoziationen sowie deren Illustrierung. Im letzten Workshop outete sich eine Gruppe als Sympathisanten der AFD und hinterließ auf Zetteln Codes rechter Influencer*innen. Wir sind noch im Gespräch mit der Schule zum Umgang damit. Die Schule kannte die Problematik bereits und ist offen damit umgegangen. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr die Notwendigkeit, dass politische Themen, eine Auseinandersetzung mit dem Unrecht und den Verbrechen der Nationalsozialisten notwendig sind, um rechte Narrative mit historischem Erfahrungswissen zu unterminieren und den Fakten Emotionen einzuhauchen.
 
Großer Dank an alle Beteiligten von Pauken und Poeten Magdedeburg, die großartigen Schauspieler*innen, Gisela Heiden und ihr Team von der Geschichtswerkstatt Sachsenburg, an die beherzten Schulen für ihre Teilnahme und natürlich dem Weltoffenen Sachsen für die Förderung sowie an die sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus für die Kooperation! Nächstes Jahr wieder, denn diesen „lebendigen Geschichtsunterricht“ braucht es mehr denn je!
 
Chris Münster, Tage der Jüdischen Kultur Chemnitz
 
Hinweis: Es gibt ein Video des Regisseurs Marcus Kaloff zum Projekt (vielen Dank!), welches wir online gestellt haben.
 
Foto: Tage der Jüdischen Kultur Chemnitz


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