Anmeldeschluss 13.05.2022! Es ist ein digitaler Flyer erschienen.
Im Nachgang des Ideenwettbewerbs um die sogenannte „Kommandantenvilla“ in Sachsenburg organisieren wir derzeit ein Symposium zum Umgang mit NS-Tat- und Täterorten, das am 21.05.2022 in Chemnitz stattfinden wird.
Der Wettbwerb hat verschiedene Kontroversen ausgelöst und Fragestellungen aufgeworfen, die keineswegs ortsspezifisch sind, sondern auch für den Umgang mit anderen Orten der NS-Geschichte relevant sein können. Mit dem Symposium möchten wir die noch ausstehende fachliche Reflexion des Wettbewerbs initiieren und auf mögliche Ansätze und verschiedene Konzepte des Umgangs mit NS-Tat- und Täterorten fokussieren.
Der Einführungsvortrag zum Symposium von Cornelia Siebeck (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) wird sich dem Verhältnis von Gedächtnis und öffentlichem Raum widmen. Welche Rolle spielen Orte der NS-Verbrechen für die Gedenk- und Erinnerungspraxis? Welche Bedeutung haben Zuschreibungen wie „Authentizität“, „Aura“, „historischer Ort“ und „steinerne Zeitzeugen“? Wie tragfähig sind diese Konzepte für die konkrete Erinnerungsarbeit, auch im Hinblick und im Vergleich zur Möglichkeit und dem Einsatz von VR-Rekonstruktionen?
Auf Ausschreibung, Rahmung und Durchführung des Ideenwettbewerbs „Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenburg – Umgestaltung der ‚Kommandantenvilla‘“ wird ein zweiter Vortrag zurückblicken. Anschließend folgt die Vorstellung der drei Preisträger*innenentwürfe sowie der zwei Entwürfe mit Anerkennung durch die Architekt*innen.
Eine Diskussion mit Melanie Engler (Gedenkstätte Lichtenburg Prettin), Anna Schüller (Geschichtswerkstatt Sachsenburg) , Prof. Dr. Jörg Skriebeleit (Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg) und Dr. Markus Pieper (Geschäftsführer der Stiftung Sächsischen Gedenkstätten) am frühen Nachmittag thematisiert die unterschiedlichen Erwartungen an den Wettbewerb und Perspektiven auf dessen Ergebnisse. Ziel der Diskussion, die sich auch dem Publikum öffnet, ist es, gemeinsam Schlussfolgerungen aus dem Wettbewerbsprozess zu ziehen und dabei wesentliche Themen und Aufgaben zur Berücksichtigung bei zukünftigen, ähnlich gelagerten Vorhaben herauszuarbeiten.
Im Praxisteil des Tages mit drei parallelen Workshops finden schließlich denkmalpflegerische, pädagogische und gestalterische Fragestellungen Betrachtung und Bearbeitung:
Workshop I
NS-Tat- und Täterorte unter Denkmalschutz?
Möglichkeiten und Grenzen denkmalpflegerischer Würdigung von Orten mit NS-Vergangenheit in Sachsen
Leitung: Prof. Dr.- Ing. Anke Fissabre (FH Aachen, Geschichte und Theorie der Architektur) und Alma Thum (freiberufliche Restauratorin)
In der sächsischen Denkmalpflege sind Orte mit NS-Vergangenheit meist nur ein Aspekt des Denkmaleintrages. Bundesländer wie Baden-Württemberg sind dem schon einige Schritte voraus. Die dortige Denkmalpflege erforscht, erfasst und sichert Orte – auch und gerade mit ausschließlicher NS-Geschichte. Welche Möglichkeiten bietet denkmalpflegerische Erfassung? Welche Perspektiven eröffnet die denkmalpflegerische Würdigung den Orten? Kann sie Abriss und Umnutzung längerfristig verhindern?
Workshop II
Zeitschichten entdecken
Historisches Lernen an überformten Orten der NS-Geschichte
Leitung: Anja Neubert (Universität Leipzig, Historisches Seminar, Lehreinheit Geschichtsdidaktik)
Trotz unzähliger Möglichkeiten der digitalen Vergegenwärtigung ist der Besuch von historischen Tat- und Täterorten der NS-Geschichte weiterhin von großem Interesse. Vielfach sind solche Orte jedoch nicht mehr vorhanden, stark überformt oder werden umgenutzt. Dies trifft insbesondere auf Orte von NS-Zwangsarbeit, frühen Konzentrationslagern oder von Euthanasie-Verbrechen zu. Sie sind meist im Alltag „unsichtbar“. In ihrer augenfälligen Überformung irritieren sie uns und brechen mit der Vorstellung von Lagern und Tatorten. Wie kann diese Irritation didaktisch aufgefangen werden? Welche Chancen bieten diese Orte, um eine oft unreflektierte Annahme von „Authentizität“ zu brechen und für Zeitschichten und Spuren zu sensibilisieren? Oder führt dies letztendlich zu Überforderung und zum Orientierungsverlust in einer allgegenwärtigen NS-Geschichte?
Workshop III
Räume denken – Räume gestalten
Perspektiven integrativer Prozesse beim Umgang mit NS-Tat- und Täterorten
Leitung: Monika Müller-Rieger (Büro Müller-Rieger. Ausstellungen und Medien, München)
Die architektonische Gestaltung von Gedenkstätten und anderen Erinnerungsorten gleicht einem Balance-Akt. Ästhetische Erwägungen und die Verwendung von Symbolsprache treffen auf bauliche Überreste, historische Fakten und breit formulierte Vermittlungs- und Bildungsziele. Gemeinsamer Konsens der Beteiligten ist idealerweise der Anspruch, den Besucher*innen eigene Denk- und Interpretationsräume zu eröffnen. Auf welche Fragen ist im Vorfeld von kreativen Prozessen und Gestaltungsideen zu fokussieren, welche Aspekte können wesentlich sein für gemeinsame Brainstormings von Historiker*innen, politischen Bildner*innen, Künstler*innen und Architekt*innen, um diesem Anspruch an die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte schließlich eine Formensprache zu geben und Raum zu schaffen?
Das Symposium findet am 21.05.2022 (10 – 19 Uhr) in Chemnitz statt.
Die Teilnahme (inkl. veganem Catering) ist kostenfrei, Spenden sind erwünscht. Eine Anmeldung (bitte mit Angabe zur Workshop-Anmeldung) ist ab sofort unter info@slag-aus-ns.de möglich. Anmeldeschluss: 13.05.2022
Ansprechpartnerinnen:
Jane Wegewitz
Referentin der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG)
jane.wegewitz@slag-aus-ns.de
Anna Schüller
Geschichtswerkstatt Sachsenburg / Sprecherin der sLAG
info@geschichtswerkstatt-sachsenburg.de
Zum Symposium ist ein digitaler Flyer erschienen.
Laut Hygienekonzept der TU Chemnitz gelten in den Innenräumen weiterhin Abstandsregeln (markierte Plätze im Hörsaal). Außerdem ist das Tragen einer FFP2-Maske vorgesehen (mit Ausnahme beim Vortrag / für die Workshopleitungen). Eine Nachweispflicht im Sinne von G-Regeln besteht nicht, es gibt aber die Möglichkeit zum kostenfreien Test direkt vor dem Gebäude (ab 7 Uhr, Termin-Buchungsmöglichkeit hier).